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Vierzehntes Kapitel

Full text: Unter Zigeunern / Zur Megede, Johann Richard (Public Domain)

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Welche Erfahrungen mochten diese zitternden runz— 
ligen Hände, dieser Kopf eines alten Schauspielers 
mit dem sorgfältigen Scheitel durch das spärliche 
Grauhaar und den dicken Säcken unter den blöden 
Augen schon hinter sich haben! Das richtige Mene— 
tekel! „Geh nur hinein, so speit dich der Schlund 
wieder aus!“ Doch kaum einer von denen, die eilig 
das Schiebefensterchen passierten, fand diese Deutung. 
Oben empfing sie eine verbrauchte, heiße, von 
starken Wohlgerüchen und Zigarrendampf geschwän— 
gerte Atmosphäre. Es war ein länglicher Raum. 
Im Hintergrund die Bühne, davor die Musik, dann 
zwei lange Reihen von Tischen, dicht besetzt; mitten 
hindurch ging ein schmaler Gang, den die Chansonnetten 
unaufhörlich durchtänzelten, um nach dem dahinter 
gelegenen Weinzimmer zu gelangen. Das Konzert 
war schlecht, und erst die Vorstellung auf der mit 
grellfarbigen Stoffen behangenen Estrade! Eine 
Chansonnette im roten Röckchen tanzte, sang, lächelte 
— ohne Stimme, ohne Grazie, ohne irgend eine 
Illusion bei den lachenden, pfeifenden, klatschenden 
Zuhörern hervorbringen zu wollen. Die ganze Wand 
der Bühne füllten die Tingeltangeleusen, in allen 
möglichen Posen umhersitzend; und die frech ins 
Publikum gerichteten Augen, die übereinander geschla— 
genen Beine, welche unter den rosa oder fleisch— 
farbenen Tricots und den hohen koketten Schnür—
	        
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