Path:
Achtes Kapitel

Full text: Unter Zigeunern / Zur Megede, Johann Richard (Public Domain)

162 
glasscheibe der Mittelthür sich als riesiges, verschwom— 
menes Schattenbild abzeichnete, während die hübsche 
Lo, den Fuß auf dem Stuhl, die Schnürbänder ihres 
reizenden Glacéschuhes fester zog, war gerade durch 
die eindringlich-ernste Art des einen und das komö— 
diantenhaft helle Lachen der andern drastisch wie die 
Scene einer Vorstadtposse. 
„Dann gestattest du wohl, daß ich mich empfehle?“ 
„Das ist nicht hübsch von dir,“ gab sie in 
leichtem Ton zurück. „Aber jeder, wie er will. 
Schade.“ 
Er lachte so ungezogen, daß kleine Zornfalten 
sich auf ihrer Stirn krausten. Doch sie bezwang sich. 
„Nur keine Scenen! — die hasse ich. Es kommt 
doch niemals etwas dabei heraus. Wenn du in 
einigen Stunden vernünftig geworden bist, erscheinst 
du wieder. Um zehn, elf — einerlei. Keine Steif— 
heit, keine Prüderie, das ist langweilig. Also 
Gott befohlen!“ und sie reichte ihm gutmütig die 
hübsche Hand. 
Er ging. Erst dachte er an seine öde Jung— 
gesellenwohnung, an die Arbeit. Doch seit einiger 
Zeit glückte ihm kein einziges Kapitel mehr. Es 
ging rapid abwärts. Er knöpfte den Hohenzollern— 
mantel sorgfältig zu, denn es war eine kühle, nasse 
Herbstluft. Die feuchten Trottoirs glänzten im 
roten Laternenschein. Er wollte einen langen, er—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.