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III. Buch. Reif sein. 1895

Full text: Moderne Menschen / Meissner, Franz Hermann (Public Domain)

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er, holt sein Portofölch raus, nimmt zwee harte Dhaler in 
de Hand und meent janz jiftig: ‚Det sag’ ick Ihnen aber, 
Korilla, — bei zwee Dhaler dürfen Se nich mit de Wimper 
Zucken, sonst kriejen Se uff de andere Seite ooch noch 
gene rinjehauen.‘ — Eh’ ick mir ’t nu versehe, habe ick links 
'n Ding in ’t Jesichte hängen, det mir braun un blau vor 
de Oogen wird un ick denke, Ostern und Pfingsten fällt uff 
genen Dag, Kaum fühl’ ick, det er mir die Dhaler in de Hand 
drückt, da schießt mer ooch schon die rote Suppe aus de 
Neese. — ‚Donnerwetter,“ sag’ ick, „ick danke ooch schön, 
— det war ’n Ding, det ’n Pfund wiegt un uff die Stelle 
Wächst keen Jras mehr.‘ — Der Olle lachte laut uff und schob 
ab. Ick mußte mir denn ablösen lassen und mein Riech- 
orjan un de Backe an ’n Brunnen in ’n Hof kühlen. Draußen 
merkt’ ick erst, det meine Backe wie ’n Pfannkuchen uff- 
jejangen war; det kann jut wer'n, denke ick jrade, — da 
kommt schon der Olle mit ’n Theaterarzt an. — ‚Hier, Korilla,‘ 
Mmeent er, — ‚is mein Hausarzt, Dr. Goette, — von Ansehn 
kenn’n Se ’n ja woll. Der wohnt Friedrichstraße einund- 
Zwanzig. Det is der jrößte Arzt von Berlin und macht 
de schwierigsten Sachen. Jeben Se sich mal uff meine 
Kosten in seine Behandlung. — So, Doktor,“ sacht’ er denn, 
‚sehn Se sich mal den Zimt an, — der Mann hat in wat 
jetreten.‘ — Na, ick habe denn die janze Nacht mit Blei- 
wasser kühlen müssen und bin vierzehn Dage wie ’n Blau- 
färber rumjeloofen, — aber meine zwee Dhaler hatte ick doch 
wech. Na, denn Prost!“ — Herr Korilla nahm in weihevoller 
Erinnerung an dies schöne Erlebnis einen tiefen Schluck 
aus dem Weißbierglas, ohne eine Miene zu verziehen, wäh- 
rend seine Zuhörer aus vollem Halse lachten, — Herrn 
Schimbke liefen die hellen Tränen ob dieser Ohrfeigen- 
geschichte über die feisten Wangen ... „Ja, ja,“ — sagte 
er pustend, — „wat tut man nich alles um ’t scheene Jeld! 
Wer ’t hat, hat ”t un is scheene raus mit Siebzig, — un 
wer ’t nich hat, möcht ’t jerne haben.“ Er wollte nun gerade 
erzählen, wie ihm ein Russe mal ein Goldstück gegeben, 
weil er auf seinen Wunsch in den großen Löwenkäfig ge-
	        
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