Path:
II. Buch. Arm sein ist ein Unglück. 1885

Full text: Moderne Menschen / Meissner, Franz Hermann (Public Domain)

284 
der kaum richtig schreiben kann, Pallke, Hasemann und 
den andern, — wie derbe, formlos, offenherzig und bären- 
haft sie in ihrem äußeren Wesen sind, und wenn ich sie 
dann beobachte, mit welcher Klugheit und welchem Erfolge 
sie ihre glänzenden Geschäfte betreiben und Riesensummen 
verdienen, ohne viel Aufhebens davon zu machen, dann 
wird mir immer das Herz warm. Da ist kein langes Reden, 
Tratschen, Schaumschlagen, — wie bei unseren Stoppel- 
hopsern von der Börse, die aus dem Häuschen kommen und 
wie ein Huhn gackern, wenn sie mal an hundert Kredit drei 
braune Lappen verdient haben, — sondern alles ruhige, 
gelbstsichere Tat und entschlossenes Anpacken, als wenn 
’ne Million das kleinste Quantum per ultimo wäre. Und dabei 
heucheln sie keinerlei edle Beweggründe; sie sind Geschäfts- 
leute; sie wollen verdienen. Junge, — ich bin in tiefster 
Seele froh, daß unser Schiff diesen Kurs genommen hat, 
und mir ist manchmal, als wäre von Anfang an alles darauf 
angelegt gewesen, — wir haben’s nur nicht gewußt.“ — 
Nun kamen die Festtage. Am Gründonnerstag in aller 
Frühe fuhr Anders nach Stralau, um sein kleines Grab 
für den Frühlingsanfang und vor seiner Abreise zu 
schmücken. Ihm schwebte vor, wieviel bezaubernder sein 
Glück noch wäre, wenn er den durch kühnen Wagemut 
erbeuteten Reichtum dem süßen kleinen Ding dort unten 
in den Schoß hätte legen können: wie die sanften braunen 
Augen dann wohl aufgeleuchtet hätten! 
Dann fuhr er zum Standesamt, verheiratete seinen ein- 
zigen und treusten Freund Paul mit Frau Erna, war am 
Nachmittag Zeuge der Trauung in der stimmungsvollen 
Marienkirche und saß gegen Abend mit den anderen Gästen 
beim Hochzeitsmahl im Englischen Hof, Erst jetzt war 
ihm gegenwärtig, daß er sich eine lange Weile alleine 
werde behelfen müssen, und daß er so einsam sein würde,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.