Path:
II. Buch. Arm sein ist ein Unglück. 1885

Full text: Moderne Menschen / Meissner, Franz Hermann (Public Domain)

276 
ja, Jott sei Dank, Aber sage mal, kriejen wir das Land auch 
so, wie wir ’t haben wollen?“ 
„Na, Pallke, oller Kronensohn,“ lachte Heine auf, — 
„du könntest doch deinen Freund Heine kennen, det der 
nich vor unjeleechte Eier is. Ick war jestern in Tejel. Die 
Hauptsache is in eine Hand. Ick habe die Pläne selber 
einjesehen un durch meinen Ajenten alles ausbaldowern 
lassen. Der Spekulant, der Wind jehabt und im November 
den Hauptramsch vorjekooft hat, zahlte selber jejen zwei- 
tausend Märker vor den Morjen. Bis sechstausend können 
wir jehen, ohne zu üppig zu sein. — Siehst du, ick habe 
mir den Rummel so jedacht. Et is ’n junger Börsenmakler, 
heeßt Anders, versteht also wat von ’t Jeschäft. Der will 
natürlich vorwech ordentlich verdienen, — muß er für sein 
Risiko, — und soll er. Ick sehe zu, wie ick so billig 
wie möglich ankommen kann. Etwas jeben wir ihm in 
bar, den Rest in Aktien, damit er am Jewinn beteilicht 
bleibt. Um sein Vertrauen zur Sache zu stärken, machen 
wir ihn zu unsern Direkter, jeben ihm sechstausend Jehalt 
und ’ne fette Tantiöme, Denn kriejen wir nich nur ihn, son- 
dern auch die fehlenden Bauern, die für ihn durch 't Feuer 
jehn, für unser Jebot ’rum, Die janze Kiste bis uff den 
Zeitungsradau hat er 8o forsch jeschoben, det wir ’n 
besseren Direkter jar nich kriejen können; er is jerissen 
und jelenkig wie ’ne Katze, die immer wieder uff die Beene 
fällt, wie man se ooch schmeißt. Du und ick können für 
die Sache nich arbeeten, weil wir unser Jeschäft haben; 
Hasemann und Schlanke sind zu dusselig dazu; et is ooch 
besser, wir bleiben hinter de Kulissen. Nu rede du ’n 
Ton, Pallke, und sage mir, det Heine widder mal det Jras 
wachsen und de Flöhe husten hört.“ 
Pallke sprang mit einer für seinen Leibesumfang er- 
staunlichen Gewandtheit auf und lauschte vorsichtig an der 
Nebentür, daß man von nebenan nicht etwa zuhörte. Die 
Seelenergüsse aus der Tiefe ihres dünn mit Kultur gefirnißten 
Proletariergemüts verbargen die Freunde nämlich vorsichtig 
vor ihren, aus besseren Kreisen stammenden Ehefrauen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.