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rücksichtslos drauflosgeht. Das sei ihm mächtig durch den
Kopf gegangen. Er habe überlegt, wie durch einen letzten
Vorstoß mit der Kraft der Verzweiflung die gefallene Ent-
scheidung umzuwerfen, auf alle Fälle aber zu verzögern
sei. Das hätte aber nur Wert, wenn es durch die Presse
geschehe. Er hätte nochmals alle Einwände gegen die
Weststrecke erwogen; sie seien erdrückend. Ferner sei
ihm noch in der Karte aufgefallen, daß der Sumpf am
Schießplatz, den die Bahn passieren müsse, breiter und
länger wäre, als bisher angenommen. Sie hätten in ihren
Einwänden bisher auch noch nicht vorgebracht, daß durch
die Weststrecke die bisherige Strandpromenade, die für
Tegel einen großen Zukunftswert besitze, für alle Zeit rui-
niert wäre. Man müßte auch in den Artikeln stark betonen,
daß die Regierung hinter dem ganzen Bahnbau stecke und
die Strecke vorgeschrieben habe; damit sie aber pikanter
und interessanter seien, müßten sie scharfe Angriffe auf
die leitenden Persönlichkeiten und immer wieder Hinweise
auf die Ränke hinter den Kulissen und die frivole Ver-
schleuderung des Baukapitals zugunsten weniger Inter-
essenten enthalten.
Er habe sich dann ausgedacht, daß alle diese Artikel
unter einem Decknamen den Zeitungen als „Stimmen aus
dem Publikum“ zugehen müßten; ein Teil der Redaktionen
würde wohl die Sache selber studieren und den Gegenstand
selbst bearbeiten. — Die schwerste Sorge bis zu Pauls Kommen
habe ihm gemacht, daß nach dem alten Kriminalgrundsatz:
„Cui bono, — zu wessen Vorteil?“ — jeder Eingeweihte
auf ihn, Otto Anders, als Verfasser raten würde, und daß
der Staatsanwalt ihn bei den unvermeidlichen Angriffen auf
die Staatsbeamten leicht beim Kragen nehmen und ins Ge-
fängnis spazieren lassen könne. Das Kaufangebot von Frau
Erna Rusch nähme ihm aber jedes Bedenken. Sie würden
mit diesem durchhalten können und in Jahr und Tag,
auch wenn der neueste Plan mißlinge, so viel an ihrem
Gelände verdienen, daß er hinreichendes Betriebskapital be-
säße, um in Amerika oder Australien ein neues Leben zu