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niederster Art und in ganz bestimmter Richtung, — sie waren
bürgerlich wohlanständig maskierte Wucherer und Hals-
abschneider, Man wußte nichts Genaues, munkelte aber
allerlei, so daß die einst hochangesehene Firma trotz ihres
Alters und ihrer Mittel an der Börse nicht recht geachtet
war. Als eines Tages ein Börsenbesucher an eine plaudernde
Gruppe herantrat, rümpfte er die Nase und fragte, ob einer
der Herren ein Frühstücksbrötchen mit einem ganz „alten
Mann“*) in der Tasche habe. Da lächelte der nachmalige
Kommerzienrat Kautz, welcher sich bei der Gruppe befand,
warf den Kopf vielsagend nach hinten und erwiderte: „Be-
ruhigen Sie sich, mein Lieber, es ist kein Käse, der Ihr
Riechorgan beleidigt, wohl aber die Korffsche Bank hinter
uns!“, welcher Witz an diesem Tage wie ein Lauffeuer durch
die Börse gegangen war. Es war seit langer Zeit der ein-
zige Börsenwitz, den Emil Korff nachmittags seinen Proku-
risten nicht erzählte, — er erfuhr ihn nämlich nicht. — So
sahen das kleine Haus in der Jägerstraße und seine Inwohner
auf den ersten Blick aus.
Es war ein wundervoller, sonniger, mittagsstiller Maien-
sonnabend, der den weiten Gendarmen-Markt in eine Flut von
Licht und Wärme tauchte, Mehr als einer der wenigen Fuß-
gänger blickte sehnsüchtig nach den dämmerig-kühlen Vor-
hallen der drei Prunkgebäude, indessen er durch die Sonnenglut
eilte, und nur einer stand erhobenen Hauptes mitten im won-
nigen Grün, — nämlich der Herr von Schiller, welcher in
diesem Licht- und Farbenzauber des Mais füglich seine herr-
liche Hymne: „Freude, schöner Götterfunken“ hätte dichten
können. Bei Poeten und jungen Leuten löst der Maien-
glanz ja Zunge und Herz. Zwei aber, nämlich die beiden
goldenen Genien auf den Turmkuppeln, standen unbewegt
in dem Flimmer des reinen Azurs und blickten nach Osten;
ein glutlinderndes Lüftchen mochte oben gehen, und weit
*) Käse.