Lenzes Gebot
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„Sie kennen das Haus? Um so besser. Sie
können ganz ungeniert zu mir kommen. Ich sorge
dafür, daß wir allein sind und ungestört. Seien Sie
nur ganz pünktlich, darauf kommt alles an! Schlag
halb vier — hören Sie! Ich werde schon aufpassen
und selbst öffnen. ... Auf Ihrem Wege liegt ja
wohl das „Grand Hotel?“
„Jawohl.“
„Also um drei sprechen Sie beim Portier im
„Grand Hotel“ vor — es ist ein Freund von mir.
Da fragen Sie, ob ein Brief für mich eingetroffen
ist, der Ihnen ohne weiteres ausgehändigt wird.
Dieser Brief mit meiner Adresse ist für Sie bestimmt.
Sie öffnen ihn und werden darin jedenfalls die
Worte finden: „Die Luft ist rein‘. Sollte etwas ganz
Unerwartetes dazwischen kommen, na ... da teile
ich es Ihnen natürlich mit. Aber daran ist gar nicht
zu denken ..“
„Ist's denn auch ganz sicher?“
„Absolut. Verlassen Sie sich auf mich. Um noch
ein Übriges zu tun, bringen Sie ihr Handtäschchen
wieder mit, und wenn jemand anders öffnen sollte,
fragen Sie ganz unbefangen nach mir, Sie möchten
mich besuchen, da Sie Stunde im Vortrag bei mir
nehmen wollten. Ihre Handarbeit wirkt vertrauen⸗
erweckend. ... Passieren kann nichts...
Paul Lindau, Der Held des Tages.