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Fünftes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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Häßlichkeit und Alter sie von der Straße verschwinden 
ließen. „Wie —? !... Was —?!“ schrie sie dann dreis, 
viermal hintereinander, um sich den Anschein zu geben, 
als verstünde sie das Gesagte erst nach mehrmaligen Wieder⸗ 
holungen. Dabei spitzte sie die Ohren, und mit einem 
langgedehnten, So —o —o —?“, begleitet von einem Kopf⸗ 
schütteln, trieb sie die Verstellungskunst bis auf die Spitze. 
Was sie selbst nicht erfuhr, trug ihr Rosa regelmäßig 
des Nachmittags zu. Sie zeigte dann ein ganz anderes 
Aussehen, ließ das „Wie?“ und „Was?“ beiseite und 
hörte jedes Wort. Dann kam all jene versteckte Gemein⸗ 
heit zum Vorschein, die eine Sünderin selbst im Greisen⸗ 
alter nicht zu verbergen vermag. Das war doch ein vor⸗ 
treffliches Mädchen, diese Rosa, die viel zu schade war, 
sich tagtäglich von einem betrunkenen Vater roh behandeln 
zu lassen, und ihre schöne knospende Gestalt unter Lumpen 
zu verbergen. Die mußte man sich halten, wenn die 
Pläne, die man verfolgte, verwirklicht werden sollten. 
„Trink' doch noch ein Täßchen Kaffee, Kind... Nicht 
wahr, eine Butterstulle ißt du auch noch?“ hieß es dann, 
weil die Alte wußte, daß nichts mehr zur augenblicklichen 
Dankbarkeit verpflichtete, als die Füllung eines leeren 
Magens. Rosa fiel dann heißhungrig über Kaffee und Brot 
her und kramte ihre Neuigkeiten aus. Hier hatte sie doch 
wenigstens ein Heim, konnte sich weidlich rächen für die 
Unbill in ihrer eigenen Familie. Am schlechtesten kam dabei 
das jüngste Geschwisterchen weg, mit dem sie sich schleppen 
mußte. 
„Na, sei still, dumme Trine,“ sagte sie bei jeder unange⸗ 
nehmenRegung des unschuldigen Geschöpfes, undbehandelte 
es wie einen Haufen bunter Flicken. „Nicht mal ruhig 
lesen läßt mich so eine ungezogene Jöre, da ist doch diese 
Kröte, die Magda, jetzt besser dran.“ Dann beugte sie sich 
wieder über das gelbe Heft des Kolportage-Romans und 
weidete sich an jeder neuen Kapitelüberschrift, die ihr die 
grausigsten und aufregendsten Dinge versprach. Die 
Zeute im Hause behaupteten, sie habe sich an all dem Zeug
	        
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