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Viertes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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könne sich immer Zeit nehmen, wenn ihr nur die Stunde 
bestimmt werden würde. 
Das innigste Mitgefühl zeigte Frau Schwarz. Sie 
hätte am liebsten den ganzen Tag bei Ida sein mögen, 
um sie zu trösten. Hinter ihr stand immer ihr Sohn Oskar, 
der scheu auf den einfachen Sarg blickte. Es war ein 
—DD 
erstanden hatte. Die Beerdigung machte dem Ehepaar 
viel Sorge. Die Lage Merks gestattete nicht, große Be— 
gräbniskosten zu erschwingen. Sie hinderte ihn sogar, 
einen Wagen zu nehmen, um die Leiche zu befördern. 
In seiner völligen Trostlosigkeit hatte der Eisendreher sich 
an die Armenkommission gewandt, damit sein Kind einen 
unentgeltlichen Platz auf dem Gemeindekirchhof bekäme. 
Wenn die Dunkelheit benutzt wurde, so konnte man 
ohne großes Aufsehen das Kindchen selbst zur letzten Ruhe 
bringen. Es war zwar ein weiter Weg nach der Frieden— 
—DD 
lassen. Die Eheleute kamen überein, in aller Stille am 
Abend den schweren Gang zu tun. Merks verbaten sich jede 
Begleitung, dankten für die große Teilnahme, weigerten 
sich aber, Tag und Stunde der Beerdigung anzugeben. 
Nur die Mäntelnäherin wurde in die Familienangelegen— 
heiten eingeweiht. 
Du mein Gott, das war ein Gang zum Kirchhof, wie 
ihn nur die Dämmerstunde der äußersten Vorstadt kannte. 
Auf den Frost war plötzlich Tauwetter gefolgt. Der Schnee 
hatte sich in Schmutz verwandelt und bedeckte die Straßen 
und Plätze. Es war 5 Uhr Nachmittags, die Dunkelheit 
war eingetreten, als vom Hinterhause aus der Leichen— 
zug begann. Merk nahm ein Tuch, wickelte es wie ein Band 
zusammen, und knüpfte den kleinen Sarg um seine Schul⸗ 
tern, um so die Last unter dem Arm zu erleichtern. Dann 
stieg er langsam die dunkle Treppe hinab. Hinter ihm 
folgte Ida; dann kamen die Kinder. Frau Merk leuchtete 
mit einer Küchenlampe, die sie, unten angelangt, aus— 
Böschte und hinter die Haustür stellte. Im Hause, wußte
	        
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