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auslachen, wenn sie von seiner Furcht und seinem Geplärre
erführe.
„Das sollte ich meinen,“ warf Jakob ein, der sich in
einer Verfassung befand, die ihn nicht gerade stehen ließ.
„Das müßte meiner sein, dem würde ich das Flennen aus-
treiben! So einen Auflauf zu machen.“ Dann erblickte
er den Komiker. Was, der Komödiant steckte hier auch
schon wieder feine Nase dazwischen? Der kam ihm gerade
recht. Natürlich war er wieder der einzige Mann hier
unter den Frauen, die sich um diesen frisch gebügelten Herrn
drängten, als wäre er der Kaiser von Marokko. Da stand ja
auch seine Rosa und drückte sich um diesen Menschen herum.
In seiner Schnapslaune schien es ihm, als machte sie gar
verliebte Augen, wenn sie nach dem Schauspieler schielte.
„Was hat denn das Frauenzimmer hier zu stehen und
Maulaffen feil zu halten, die will wohl auch schon früh
anfangen, sich von jedem aufgeputzten Hansnarren den
Kopf verdrehen zu lassen?“ stieß er hervor und versetzte
dabei seiner Tochter einen Schlag ins Gesicht, der schwer
ihre Wange traf.
Rosa schrie jämmerlich auf und brach dann in lautes
Weinen aus, das durch ihre Verstellung noch verstärkt
wurde. Dann lief sie die Treppe hinauf und schrie herunter:
„Der ist wohl wieder betrunken, daß er seineWut an anderen
auslassen will? Das paßt mir gerade, mich um nichts und
vieder nichts schlagen zu lassen. Hungern muß man schon
den ganzen Tag, während unten der letzte Groschen ver⸗
runken wird, aber Mutter soll nach Hause kommen, ich
werde ihr meine Meinung sagen. Das können sich andere
sefallen lassen! Wenn das nicht anders wird, lasse ich alles
tehen und liegen und nehme die Beine in die Hände.“
.Durch ihr abgebrochenes Weinen klangen diese Worte
dejammernswert für die Ohren der versammelten Frauen,
deren Groll sich sofort gegen den Unmenschen von Vater
zu richten begann. Der sollte sich doch lieber an seine eigene
Nase fassen und sich aufs Ohr legen, damit er seinen
Rausch ausschlafe!