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nie anders) — „wissen Sie noch, wie vor einem halben
Jahre das arme Kind unten bei Wilkes — *
Sein Blick fiel auf Franz, der zitternd an den Treppen⸗
pfosten gelehnt stand und bemüht war, seine Tränen mit
der schwarzen Tuchmütze zu trocknen.
„Herr Manuel, Sie meinen doch nicht etwa —?“-Die
Beschützerin der Musen aus dem vierten Stockwerk machte
eine unheilverkündende Armbewegung, die einer Tragö—⸗
din würdig gewesen wäre.
Währenddessen keuchte Magda, mit dem schweren Plätt⸗
eisen beladen, die Treppe herauf. Hinter ihr kam polternd
Ludwig Jakob, der Merk untergefaßt hielt. Magdas Vater
zeigte heute ein auffallend vergrügtes Gesicht. Er hatte
Aussicht bekommen, in der nächsten Woche in einer kleinen
Walzenfabrik auf ein paar Stunden des Tages Beschäf⸗-
tigung zu finden. Das hatte ihn so vergnügt gestimmt ge⸗
habt, daß er der Einladung Jakobs, den er auf der Straße
traf, mit ihm in der Zipfelschen Budike auf das Wohl der
kommenden Tage ein paar Schnäpse zu leeren, nicht ent—
gehen konnte.
Dieser ungewohnte Genuß schien ausMerk einen anderen
Menschen gemacht zu haben. Schon auf dem Hofe hatte
man ihn laut lachen hören können. Die Augen, die seine
Ida machen würde, wenn sie die neueste Neuigkeit erführe,
meinte er zu Jakob und versuchte dabei seine vor ihm
gehende älteste Tochter zu necken, indem er sie an den
beiden üppigen, über den Mantel herabfallenden Zöpfen
zog. Magda hatte ihren Vater noch nie so scherzhaft auf—
gelegt gesehen und mußte sich schließlich darüber belustigen.
Jetzt waren sie oben vor ihrer Wohnung angelangt
und überblickten den Vorgang. Magda zeigte eine erstaunte
Miene, während Merk es nach ein paar Worten der Erklä—⸗
rung drollig fand, daß sein Franz sich so ängstigen könne.
„Junge, wie kann man sich so haben,“ meinte er mit
etwas schwerer Zunge. Gewiß sei Annchen eingeschlafen,
und würde am Ende einen so großen Menschen weidlich