Viertes Kapitel.
Der Einzug der neuen Familie konnte in der Miets—
kaserne natürlich nicht ohne ein gewisses Aufsehen vorüber—
gehen. Als Merks bescheidene Fuhre auf dem Hof ange—
langt war, hatte sich sofort ein Dutzend Fenster geöffnet,
und neugierige Augen musterten die zukünftigen Nach—
barsleute, während zu gleicher Zeit die Blicke die Wirtschafts-
gegenstände überslogen. Man war ja eigentlich nicht neu—
gierig, mußte aber doch wissen, mit wem man es auf die
Dauer zu tun bekam: ob mit redlichen, braven Leuten,
oder mit einem zusammengewürfelten Korps, vor dem man
sich in Acht nehmen müsse. Es kam leider nur zu oft vor,
daß Gesindel aller Art dieses Haus immer noch fur gut
genug hielt, um sich in ihm niederzulassen, nachdem es
sich wo anders unmöglich gemacht hatte.
Merks riefen einen durchaus günstigen Eindruck hervor.
Es war ja richtig, die Sachen waren äußerst klapprig, in
dieser Beziehung mußte man sie schon für sehr herunter-
gekommen erklären, aber es war doch alles reinlich und
sauber gehalten. Die Frauen sahen das sofort an dem blan-⸗
ken Küchengeschirr, das in der Vormittagssonne glitzerte.
Und dann, wie nett und stattlich nahmen sich die Kinder
aus! Es war ja wahr, sie gingen ärmlich gekleidet, aber
man merkte doch sofort, daß sie gut gehalten waren und
daß sie Zucht und Anstand kannten. Am meisten fiel das
bei Magda auf, deren Haar so sauber gemacht war, als
hätte sie Zeit genug, eine ganze Stunde auf ihre Frisur
au verwenden.“ Sie war wirklich ein schönes Kind, so