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seine guten Geschäste. Er war Ausläufer des Verlagsbuch-
händlers Rentel, des Besitzers dieses Hauses, der es durch
seine unzähligen Ritter⸗, Räuber- und sonstigen Schund⸗
romane bereits zu einem vermögenden Mann gebracht
hatte und Besitzer jenes vornehmen Hauses in der Bülow⸗
straße war, in dem Herr „Doktor“ Joachim Joachimsthal,
das „wandelnde literarische Bureau“ für die Romane seiner
Frau, in seiner Eigenschaft als Vizewirt in der dritten
Etage thronte.
Herr Donatus Zappel, genannt Zappelius, war ein im
Dienste seines Gewerbes alt gewordener, weltkluger Mann,
der, im Außeren ein Original, mit bewunderungswürdiger
Virtuosität die Kunst verstand, die „Werke“ seiner Firma
an den Mann zu bringen, oder richtiger gesagt, vornehm—
lich an die Frauen und Mädchen.
Er durfte für sich die Genugtuung in Anspruch nehmen,
es mit der Zeit dahin gebracht zu haben, hier keinen Kon—
kurrenten fürchten zu brauchen. Seine Firma hatte gleich—
sam in dem Familienhause ein Monopol auf die gedruckten
Unwahrscheinlichkeiten des Lebens. Man sah hier erlaubte
Ware vor sich, — das war schon genug, um den Köder für
ungefährlich zu halten. Und nun gar die herrliche Aus—
sicht auf Prämien aller Art! Wer konnte widerstehen,
wenn der so freundliche, allbekannte Zappel vor der halb⸗
geöffneten Küchentür seine schwere Mappe niederfallen
ließ und das „herrliche, höchst spannende“ Werk: „Die
Macht der Liebe, oder die Gefährnisse einer Unschuld in
der Residenz“, mit dem Wortschwall eines passionierten
Hausierers den Frauen und Töchtern mundgerecht zu machen
suchte; wenn er dann zum Schluß, nachdem er auf den
„wirklich passierten“, wahrhaftigen Inhalt aufmerksam ge—
macht hatte, um das letzte Netz auszuwerfen, „die präch—
tigen, meisterhaften Olgemälde“ zur Ansicht auseinander
rollte und seine Anpreisung mit den Worten schloß: „So
etwas Gediegenes, wirklich Schönes ist noch niemals da⸗
gewesen. Denken Sie nur, Frau Soundso, pure fünfund⸗
siebzig Pfennige zahlen Sie für jedes Bild, d. h. nur Boten⸗