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hielt man aber nicht Wort, weil irgend etwas dazwischen
kam. Platzmann sah sich dann genötigt, energischer vorzu⸗
gehen. Er begann jene blauen Papiersiegel hervorzuziehen,
die die Macht des Gesetzes verkünden, schritt dann auf
irgend ein Stück Möbel zu, das wohl zehnfachen Wert als
die zu erhebende Steuer hatte, und schmückte es mit dem
Stadtwappen von Berlin. Die Frauen wußten nun genug.
Wenn in drei Tagen die Steuer nicht bezahlt wurde, kam
Platzmann und holte die Sachen ab. Man lief in der Not
zur Nachbarin, treppauf, treppab, um sich einige Tage aus-
helfen zu lassen, oder sah sich genötigt, den Weg zum Rück⸗
kaufshändler anzutreten. Wenn man noch immer etwas
zum Versetzen hatte, dann ging es schon. Aber du lieber
Himmel, wie viele Familien gab es, deren Wohnungen mit
ihrer Ausstattung nur Höhlen nackten Elends glichen. Nur
der Exekutor fand noch Wert an derartigem Gerümpel.
Der fragte nicht viel nach menschlichen Existenzen, nahm
vielmehr das letzte Bett vom Stroh. Die Schlafburschen
waren am besten daran, denn sie hatten überhaupt nichts,
was man ihnen nehmen konnte. Das bißchen Wäsche, den
guten Anzug mußte man ihnen lassen. Das einzige Pfän⸗
dungsobjekt, die Uhr, wußten sie den Augen des Steuer—
mannes geschickt zu verbergen, vorausgesetzt, daß sie nicht seit
Tagen bereits imWertkasten des Rückkaufshändlers hing, um
einstweilen von der Westentasche ihres Herrn zu träumen.
Dann konnte Herr Platzmann nichts ausrichten, mußte
aber der leidigen Form wegen den Steuerzettel abgeben,
um am Ende doch nur den bekannten Schein unterschreiben
zu lassen, durch welchen das Wort „fruchtlos“ seine urkund-
liche Bestätigung erhielt.
Unter diesen Schlafburschen gab es auch besonders er⸗
lauchte Geister, deren Dasein nicht von der schwieligen
Faust abhing. Im vierten Stockwerk des Quergebäudes,
in einem kleinen Kämmerchen bei Madame Zierling wohnte
Herr Emanuel Sängerkrug. Er war seines Zeichens Komö—
diant, oder ‚Salon⸗Komiker“, wie er sich am liebsten titu⸗
lierte und als solcher auch gern in den Augen anderer