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Drittes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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interesse der Bewohner drehte, war Christoph Zipfel, der 
Vizewirt des Hauses. Der ehrenwerte Herr Zipfel betrieb 
im Kellergeschoß des linken Vorderflügels mit Erfolg ein 
Schankgeschäft, verbunden mit Speisewirtschaft. Man 
durfte behaupten, daß er fast allein von den Einnahmen 
der Mieter des Hauses lebte. Nach Feierabend, wenn 
die Legion der Schlafburschen von der Arbeit heimkehrte, 
füllten sich die Räume der Zipfelschen Budike. Zu den 
jungen Leuten gesellte sich dann ein Teil der verhei⸗— 
rateten Arbeiter, die, ehe sie die finsteren Hintertreppen 
hinaufstiegen, mit Grauen an das enge Wohnzimmer 
dachten, in dem der Geruch von Essen und frisch gewaschener 
Wäsche sich mit der muffigen Luft eines engbewohnten 
Raumes mischte, dessen Fenster selten geöffnet wurden. 
Sah man sich dann wieder im Geiste von drei oder vier 
Rangen umringt, die durch ihr fortwährendes Plärren und 
Schreien das Abendbrot zu verleiden im stande waren, 
dachte man an die Frau, die sofort die erste Gelegenheit 
wahrnahm, darauf aufmerksam zu machen, daß man am 
anderen Tage wieder nicht wisse, woher man das Mittags⸗ 
essen schaffen solle — so pflegte man nicht zu zaudern, 
sondern schritt die sechs ausgetretenen Stufen zu Herrn 
Christoph Zipfel hinunter, um vorerst einen kleinen Ab⸗ 
stecher zu machen und gute Bekannte zu begrüßen. Und 
wenn man auch keinen Pfennig Geld in der Tasche hatte, 
das genierte nicht weiter, hier fand man Kredit bis zum 
kommenden Lohntag. Es war nun einmal Mode in diesem 
Hause, daß die Frauen Schmalz und Wurst und die Männer 
Schnaps und Bier ankreiden ließen. So wurde denn weid⸗ 
lich debattiert, und das Herz gegenseitig wacker ausge— 
schüttet. Man hechelte die soziale Frage durch, schimpfte 
auf die Bourgeois und die ganze Fabrikantensippe, ließ 
sich einen Kümmel mit Pfefferminze nach dem andern 
einschenken, gröhlte mit schiefgerückten Mützen, schlug 
dazu den Takt auf den Tisch, schrie wild durcheinander, um 
immer das Wort zu haben, und taumelte dann erst in 
spaͤter Stunde die Hintertreppe zum Hofe hinauf. In der
	        
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