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Erfolge begleitet gewesen sei, die man ihm aber gestohlen
habe. Die Redakteure verschiedener Journale entsannen
sich dabei eines scheu auftretenden, reduziert aussehenden
jungen Mannes, der sie hin und wieder besuchte, um
ihre Hilfe bat und sich als der „Dichter“ Oskar Schwarz
vorstellte. Er sei der Verfasser des ‚,Don Pablo“. Man
möge sein Recht öffentlich wahren. Wenn man ihn an⸗—
hören wolle, so werde er auf der Stelle beweisen, daß er
das Stück auswendig wisse. Man hatte ihn vom Kopf
bis zu den Füßen betrachtet und ihm mit einem spöttischen
Hinweis auf die beschränkte Zeit zu verstehen gegeben,
daß das Redaktionsbureau kein Aufenthaltsort für einen
Gemütskranken sei.
An diesem Abend hatte er wieder in einer Spelunke
gesessen, um Vergessenheit in der Betäubung durch geistige
Getränke zu suchen. Da war sein Blick auf ein Zeitungs—
blatt gefallen, und er hatte sein eigenes Zerrbild vor Augen.
Also „verkommen“ — —- Dieses eine Wort, gedruckt für
Hunderttausende, wurde für ihn zu einem Gespenst, das
sich riesengroß vor seinen halb matten Augen erhob, die
Arme nach ihm ausstreckte und an ihm rüttelte und zerrte,
bis es den letzten Funken menschlichen Bewußtseins in
ihm anfachte. Wie er so, plötzlich nüchtern geworden, durch
die ihn angrinsenden Buchstaben hindurch in eine weitent—
legene Welt der Vergangenheit starrte, hatte sich die Tür
geöffnet, und herein war ein junges, elend aussehendes
Weib getreten, dem die Verwahrlosung aus jeder Falte
ihrer Gewandung, aus jeder Linie ihres Gesichtes blickte.
Sie wollte betteln, denn sie kam wiederum aus dem Kran—
kenhaus, aber diesmal ohne Sammetpaletot und ohne ele—
gante Robe. Und er hatte sein letztes gegeben, um sie zu
speisen und zu tränken. Er gab es gern, denn sein Leben
widerte ihn heute an. Sie hatte kein Obdach, wußte nicht,
was nun aus ihr werden sollte. Einmal erwachte in ihm
noch die teuflische Ironie. Er wollte sie peinigen, bis aufs
Blut, wie sie ihn gepeinigt hatte in jener Nacht, als er
nach Hause kam und sie nicht mehr vorfand. „Es gibt noch