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Schwarz wollte nicht, daß sie arbeiten gehe, er wolle
von ihr nicht leben.
„Dann schnürt euch die Kehle zu,“ sagte Ida. „Ich
sage nichts mehr. Wer sich gut bettet, der gut schläft.“
Sie werde sich wieder Arbeit schaffen, bis Anna sich selbst
ernähren könne, dann bliebe ihr immer noch das Armen⸗
haus.
Ein paar Monate vergingen, als Schwarz eines Abends
zu seinem Erstaunen Rosa Jakob bei Magda erblickte. Sie
hatte ihrer Mutter einen Besuch abgestattet und zwar in
Begleitung Kaulmanns, der noch drüben auf der anderen
Seite war. Sie ging jetzt ziemlich ordinär gekleidet, denn
sie war den Kesselschmied nicht mehr los geworden, nachdem
er gedroht hatte, ihr die andere Hälfte des Vitriols ins Ge—
sicht zu gießen, falls sie ihn verschmähen würde; und hatte
sich ihm äußerlich völlig angepaßt. Aus der Heirat wurde
nichts, denn Rosa war viel zu schlau, sich für ewig zu binden.
Sie trieb sich jetzt in den Nachteasss umher, und er war
ihr erklärter Zuhälter, der vortrefflich von ihr lebte. Die
alltägliche Gewohnheit hatte sie nach Art von ihresgleichen
untrennbar gemacht. Der Kesselschmied ging jetzt ganz
nach der „Gattung“ gekleidet. Er trug das schmalzige Haar
in der Mitte gescheitelt und befleißigte sich, wenn er des
Abends regelmäßig Friäulein Rosa ins Cafs führte, sich so
viel als möglich die Manieren eines Menschen zu geben,
der mit einem sogenannten „Bärenführer“ durchaus nichts
gemein haben will.
Fräutein Rosa wollte sehen, wie es denn jetzt „ihrer
lieben, guten, alten Freundin Magda“ gehe. Nicht die ge—
ringste Erregung verriet, daß sie mit jener schauerlichen Tat
etwas gemein haben konnte. Wo die schönen Zeiten hin
—
stiel und Rollerfelde Wein gekneipt hätten! „Weißt du,“
sagte sie dann, als Schwarz hinaus war, „ich hielte es hier
in dieser Bude nicht lange aus. Dein Gesicht, — du lieber
Himmel, das ist gar nicht so gefährlich, als du glaubst. Du
schminkst dich ordentlich und bindest einen Schleier vor.