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dahin, wo er seit Wochen die Abende in Gesellschaft Dago—
bert Fischs verbrachte: nach Zipfels neu eröffnetem Restau—⸗
rant „Zum Fuchsbau“. Da wurde aus alter Anhänglichkeit
an den Vize-Exwirt bis in die Nacht hinein in Gesellschaft
eines verlotterten Musikers über Kunst und Literatur de—
battiert, bei schlechtem Bier und dito Schnäpsen über Gott
und die ganze Welt hergezogen. Am Ende gesellte sich noch
der große Volksanwalt, Herr Theodor Düstergang, zu ihnen
und machte den Kreis viereckig. Herr Christoph Zipfel lief
in höchst sauberer Kleidung, die eines Okonomen würdig
war, mit der Serviette unter dem Arm hin und her und
spielte nach seiner Art den eleganten, aber stets untertäni—
gen „Restaurant“⸗Besitzer. Wenn Schwarz dann in früher
Morgenstunde berauscht nach Hause kam, mit dem Ge—
danken, am anderen Tage des Erwerbes wegen wieder in
die Romanfabrik jenseits dieses Viertels zu müssen, begann
er seiner Zwietracht mit der Welt lauten und polternden
Ausdruck zu geben. Schließlich wurde er wieder zärtlich zu
Magda, nannte sie sein Täubchen, sein ein und sein alles,
bis ein unüberlegtes Wort von ihr den Zank aufs neue vom
Zaune brach. Wenn ihr das Leben nicht passe, möge sie
hingehen, wo sie hergekommen, meinte er. Sein Freund
Dagobert Fisch habe recht, wenn er behaupte, daß die Weiber
an allem Unglück schuld seien.
Mit der Zeit versäumte auch Oskar seine Pflicht bei
Herrn Werner Rentel. Er blieb tagelang weg, trat ganz in
die Fußstapfen Dagobert Fischs und versuchte, in niedrigem
Genusse sich zu betäuben. Er wurde nun zu einem Lohn—
schreiber, der nicht mehr die Kraft in sich fühlte, seinem Le—
ben zu entfliehen, und der ganz und gar abhängig von sei—
nem Verleger wurde. Schlie lich machte sich auch die ge—
meine Not in diesem Zusammenleben Schwarzens und
Magdas bemerkbar. Wenn sie früher noch so viel übrig hat—
ten, Frau Merk zu unterstützen, so gab es jetzt Tage, wo sie
selbst entbehren mußten. Sie könne das nicht mehr aushal—
ten, , meinte Magda zu Ida, aber was sollte sie nun machen?