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Erlöser dachte, und um ein hülflos krankes Kind, das in
den letzten Zügen lag. ..
Das ganze Haus sprach bereits über das Zusammen—
leben von Oskar und Magda. Das sei eine Wirtschaft, die
unter anständigen Leuten nur noch gefehlt habe, meinten
diejenigen weiblichen Seelen des steinernen Quadrats, die
morgens immer schon rochen, wenn mittags die Suppe an⸗
gebrannt war. Was aus diesem Sohn der ehrbaren Frau
Schwarz nun geworden sei! Pfui, über so einen Menschen,
pfui, über so ein Frauenzimmer, das sich endlich an dem
Tage wieder sehen ließ, wo kein vornehmer Herr mehr Ge—
fallen an ihrer entstellten Larve finden wollte! Die Hände
über dem Kopf müsse man zusammenschlagen und den
lieben Gott um seinen Unsegen über diese beiden anrufen.
Und doch taten sie immer so, als wollten sie sich gegenseitig
vor Liebe aufessen! O, man wußte nur zu genau: das war
nur zum Schein so, innerlich mußten sie ganz gemeine
Menschen sein, die immer äußerlich ehrbaren Leuten ein
RXfür ein Umachen wollten. Deshalb also hatte dieser Lohn⸗
schreiber, von dem immer seine Mutter in einem Tone
sprach, als wäre er wunder was, das arme Ding, seine
Schwester, zu einer alten Verwandten gegeben, um desto
ungestörter ein schändliches Leben zu führen? Nun, meinte
Frau Müller, die professionierteste aller Klatschbasen,
Art lasse nicht von Art; wie der Mann sei, so werde wohl
auch seine „Wirtschafterin“ sein. Man entsinne sich doch
noch der sauberen Geschichte mit dem alten Herrn, die
man sich hier im Hause erzählt habe, als dieses Frauen—
zimmer da unten im Souterrain noch eine Jöre von fünf⸗
zehn Jahren gewesen sei“ Man wisse ja, daß es immer noch
Männer gebe, die vor einer häßlichen Wange nicht zurück⸗
schreckten, wenn die andere noch zart und hübsch sei. Daraus
könne man sich seinen Schluß machen. Es würden nun
wohl auch die Ungläubigsten davon überzeugt sein, daß
man immer das Richtige von der sauberen Frau Merk ge—
halten habe; denn wenn eine Mutter solch ein Verhältnis