Magda in langen Zügen aufatmete und dann durch—
dringend das Wort „Vater!“ ausstieß, ging eine seltsame
Veränderung mit ihm vor. Er fiel vor ihr auf die Knie
und faltete die Hände. Und nun schluchzte er die Worte:
„Magda, Magda, mein Kind, meine Tochter, verlaß sie
nicht. Arbeite für sie, grüße sie und küsse sie von mir, aber
sage ihnen nicht, was ich mit dir getan. Sage es aller
Welt, daß ich stehlen wollte für dein krankes Kind —.“
„Vater, mein Vater! Ich lasse dich nicht von uns.“
Sie preßte seinen Kopf an sich. Er sprang nun auf und
umklammerte sie wild, sodaß man ihn endlich mit Gewalt
von ihr trennen mußte. Dann noch ein herzdurchbebender
Aufschrei eines Kindes, und man hatte ihn hinausgeführt.
Was Magda dann unter fortwährendem Weinen hervor—
brachte, um die Fragen des Beamten zu beantworten, ge⸗
schah wie gedankenlos. Nach einer Viertelstunde konnte sie
gehen, noch immer tränenden Auges, nur eine Welt des
Jammers vor Augen, in der sie selbst als elendes Wrack
sich vorkam: ein ehrloses Weib, eine verkommene Schön—
heit.
Als sie sich wieder auf der Straße befand, hätte sie die
Steine um Erbarmen anrufen mögen, aber die blieben
stumm wie der dunkle Himmel über ihr mit seinem ewigen
Schweigen. Sie fürchtete sich, nach Hause zu gehen, denn
sie kam sich wie eine Aussätzige vor, deren Berührung man
scheuen müsse. Dabei rüttelte der Frost an ihrem Körper
und durchbebte sie von Kopf bis zu den Füßen.
Plötzlich schritt jemand neben ihr, der ihr erst wie ihr
eigener Schatten vorgekommen war. Jetzt sahen sich
beide ins Gesicht und blieben stehen, zu gleicher Zeit
einen Ausruf auf den Lippen.
„Magda!“
„Oskar !“
Wie in innerer Übereinstimmung, als gehörte sich das
von selbst, legten sie ihre Arme ineinander und schritten
wortlos nebeneinander her. Da hatten sie sich nun endlich
wiedergefunden, nach Jahren, jetzt, wo sie beide nichts