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darf? Sie werden nun wieder ins Gefängnis kommen,
und diesmal auf längere Zeit.“
Merk schwieg mit gesenktem Blick. Er hätte nichts er⸗
widern können, und wenn man ihm mit der glühenden
Zange gedroht hätte. Gefühllos und gleichgültig starrte er
auf die Diele. Wenn man ihn gefragt hätte, ob er wisse,
was er getan habe, er hätte mit dem Kopfe schütteln müssen.
Er war dem Zug nach dem Gefängnis gefolgt, der unwider⸗
stehlich ist, wie der Zug nach der Straße, dem sich die Dirne
nicht entziehen kann.
Er solle nun endlich den Mund auftun, sonst müsse man
ihn schließlich für einen hartgesottenen Sünder halten,
meinte der Wachtmeister. Aber er brachte keinen Laut
über seine Lippen.
Ein Schutzmann packte ihn am Kragen, um ihn in die
Zelle zu bringen. Plötzlich trat Magda mit ihrem Be—
gleiter herein.
Merk erblickte seine Tochter, die erschreckt zu zittern be—
gann, gerade wie damals, als sie ihn in der Passage erblickte
und sich seiner schämte. Das war nicht mehr sein Kind,
das jetzt hier aus wer weiß was für einem Grunde hereinge—
führt wurde, um das Wort des Herrn Leutnants von den
sauberen Töchtern der Arbeiter zu bekräftigen, — nein,
das war in seinen Augen ein schlechtes Frauenzimmer, das
allein an diesem fürchterlichsten Tage seines Lebens Schuld
hatte. Das Zimmer, die Menschen, die Lichter, alles drehte
sich um ihn im Kreise; nur etwas stand, verlockend für einen
teuflischen Gedanken, fest vor seinen Augen, und das war
Magda. Er sah wieder Blut. Mit einem Ruck riß er sich
los und schwirrte zur Seite. Und seine großen Hände
—
Alles stürmte auf ihn ein. Er hörte die Zurufe nicht, ver—
spürte die Schläge nicht: er sah nur Blut, purpurrotes Blut.
Soll er sie töten, einen Mord auf seine Seele laden,
begangen an dem eigenen Kinde? Nein, nein! Er kam zur
Besinnung. Er öffnete seine Finger, und blickte um sich,
als wäre er aus einem bösen Traum erwacht. Und als