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Sechzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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schaffen, um endlich für ein warmes Zimmer zu sorgen. 
Zu ihrem Erstaunen sagte der Herr plötzlich: 
„Sie irren, ich bin kein Arzt, sondern ein Kriminal⸗ 
beamter.“ Ob sie Fräulein Magda Merk sei, die heute erst 
aus der Charité entlassen worden? „Ja?“ Dann müsse 
er sie bitten, ihm zu einer kurzen Vernehmung nach dem 
Polizeibureau zu folgen. Er habe sie bereits den ganzen 
Nachmittag gesucht. Nach dem Feste würde sie jedenfalls 
eine Vorladung nach dem Molkenmarkt bekommen, heute 
aber müsse sie sich schon ein kurzes Verhör gefallen lassen. 
„Aber mein Kind, ich kann mein Kind nicht ohne Hilfe 
lassen.“ Der Beamte zuckte mit den Achseln. Er könne 
nichts dazu tun. 
Magda mußte also mit schwerem Herzen gehen. Es be— 
ruhigte sie, als sie bemerkte, daß ihre Kleine schlief. Sie 
werde selbst unterwegs noch einmal zum Arzt mit heran⸗ 
gehen, meinte sie; sie werde ihm gleich einen Taler geben, 
das werde schon wirken. Mutter und Schwester sollten sich 
vor allem über die Lebensmittel hermachen, damit sie 
wieder etwas in den Magen bekämen. Lange würde sie ge— 
wiß nicht ausbleiben, und das übrige wird sich ja finden. 
Sie schlug ein altes Schaltuch der Mutter um die Schultern 
und trat mit dem Beamten den Gang zum Polizeibureau an. 
Frau Merk hatte Minna Jakob nicht recht verstanden. 
Nur so viel glaubte sie zu vernehmen, daß es sich um ihren 
Mann handelte. Das fiel ihr jetzt beim Fortgehen Magdas 
ein. Sie sollte sich doch mal umsehen, wo der Vater stecke. 
Er finde nun ein warmes Zimmer. 
Auf der Polizeiwache hatte man mit Merk ein Ver— 
hör begonnen, nachdem die bestohlene Dame ausgesagt 
hatte und entlassen worden war. Der Eisendreher stand nun 
wieder dem Leutnant gegenüber, den er vor kurzem die 
Uberzeugung aufzudrängen vermocht hatte, er sei nicht 
so schlecht, als man annehme. Und nun stand er hier als 
gemeiner Dieb. 
„Nun Merk,“ redete er ihn an, „wollen Sie auch jetzt 
noch behaupten, daß man Ihnen kein Verbrechen zutrauen
	        
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