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Sechzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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erregt nach den beiden Händchen, schlug sie sanft gegen 
einander und sang ein anderes Lied: 
„Backe, backe, Kuchen, 
Der Bäcker hat gerufen. 
Wer will einen Kuchen backen, 
Der muß haben sieben Sachen“..... 
Durch die gefrorenen Scheiben klang von drüben her— 
über heller Lichtstrahl, der von den Kerzen des ersten an— 
gezündeten Weihnachtsbaumes kam. Der gleichmäßige 
Singsang, von dem das Auf- und Abwalzen der Wiege 
dumpf sich abhob, nahm sich wie Klänge einer halb Irr⸗ 
sinnigen aus. 
Und so sang Ida noch, als Merk plötzlich kam. Er brachte 
weder Geld noch irgend etwas anderes, aber er war ange⸗ 
krunken. Er hatte bei seinem Gang wirklich einen Be— 
kannten getroffen, der ihm nichts geben konnte, aber noch 
so viel hatte, um ihn zum Besuch einer Budike zu verleiten. 
Merk blieb stumm beim Hereintreten, denn er befürch— 
tete, man könnte ihm am Sprechen anhören, daß er getrun— 
ten hatte. Er tappte in der Kuͤche herum, suchte nach der 
Lampe und zündete sie an. Dann steckte er den Kopf in 
einen Kübel mit Wasser, um schnell nüchtern zu werden. 
Zum ersten Mal in ihrem Leben packte Ida der Groll. Jetzt 
müsse es biegen oder brechen. Sie könne nicht mehr weiter, 
sie müsse von der ersten besten Brücke springen. Was zu⸗ 
viel sei, sei zuviel. Sie habe es jetzt satt, die ganze Last allein 
zu tragen. Wenn der Doktor komme, könne das Kind nach 
dem Krankenhaus geschafft werden, und er, Merk, könne 
für seine Tochter sorgen. Sie könne sehr leicht von hier 
gehen, denn mehr habe sie nicht, als was sie auf dem Leibe 
krage. Sie werde sich aufmachen und laufen, so lange sie 
die Beine trügen; nur fort wolle sie von hier, denn sonst 
verliere sie das bißchen Verstand, das sie noch besitze. 
Merk stand lautlos am Fenster. Die Umgebung kam 
ihm unheimlich vor. Das Licht der Lampe erleuchtete das 
Zimmer nur spärlich. Uberall tauchten grausige Schatten
	        
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