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Sechzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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hartem Brot zu suchen, mit dem sie ihren Hunger stillen 
wollte. 
Allmählich brach die Dämmerung herein, zeigten sich 
im Vorderhause erleuchtete Fenster. Ida meinte, man müsse 
mit dem wenigen Petroleum, das man noch habe, knapsen 
und könne die Schummerstunde im Dunkeln hinbringen. 
Dann wachte Magdas Kind wieder auf, richtete sich plötzlich 
in die Höhe, rief in weinerlichem Tone: „Mama, Mama!“ 
legte sich wieder zurück und fing nun an, wie eine richtige 
Fieberkranke zu phantasieren. Ida fühlte im Halbdunkel 
nach der Stirn der kleinen Patientin, die heißer denn je 
brannte. Was sie sagte, war immer dasselbe: „Was denn, 
was denn, mein Kindchen, mein guter Engel, ich bin ja 
hier.“ Sie beugte sich tief hernieder, nahm den Kopf in 
beide Arme, legte ihre Wange an die des Kindes und preßte 
—DD— 
gehe nicht mehr so weiter, Anna möge sich schnell auf die 
Beine machen und sich vorn bei Zipfel erkundigen, wo der 
Armenarzt wohne. Sie solle warten und nicht von der 
Stelle gehen, bis er mitkomme. Und wenn er nicht zu 
Hause sei, solle sie zu einem anderen Doktor laufen, nur 
Hilfe solle sie mitbringen. 
Anna ging. Wäöhrenddessen phantasierte das Kind 
immer toller; es sprach wirres Zeug, richtete die Armchen 
in die Höhe und tastete nach Frau Merks Gesicht. Sein 
Atem ging laut und vernehmbar. Ida setzte die Wiege in 
Bewegung und sang alle jene frommen Kinderlieder, die 
ihr aus der Jugend im Gedächtnis hafteten: 
„Wir haben eine Kette, die so schöne klingt, 
* haben einen Vogel, der so schöne singt; 
Er singt so klar, wie ein Haar, 
Er hat gesungen sieben Jahr; 
Die sieben Jahr sind um, 
Das Marthchen dreht sich rum.“ 
klang es in einschmeichelnden Tönen durch das Zimmer. 
Dann wieder, als das Kind sie ein paar Augenblicke groß 
anstarrte, als verstünde es die Worte, griff sie freudig
	        
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