Sechzehntes Kapitel.
Acht Tage waren nach den letzten Begebenheiten ver—
gangen, als Merk nach dem Polizei⸗Bureau seines Reviers
bestellt wurde. Der Herr Leutnant persönlich fragte ihn
aus. Ob er eine Tochter habe, die Magda heiße, und ob
dieses Mädchen die Geliebte des Bankiers Rosenstiel sei,
auf den man neulich, wie er wohl gehört haben werde,
das entsetzliche Attentat mit Vitriol ausgeführt habe?
Der Eisendreher stand in untcrtäniger Haltung vor
dem gestrengen Herrn in Uniform, der ihn mit scharfen
Augen musterte, und wagte nicht aufzublicken. O, hier
kannte man ihn ganz genau, wußte man, was er bereits
hinter sich hatte, brauchte man also nicht viel Umstände
mit ihm zu machen. Und so senkte er den Blick wie ein be⸗
schämter Schulknabe. Er war alt geworden. In wenigen
Jahren hatte er graues Haar bekommen. Selbst seine
Muskfkeln schienen erschlafft, wenn man ihn so zusammen—
gesunken dastehen sah und dann den mehr müden als
schwerfälligen Gang beobachtete.
Seine Stimme zitterte, als er die Fragen, sich dabei
mit der Mütze in den Händen beschäftigend, zur Befriedi—
gung des Leutnants beantwortete. Er habe Unglück, sehr
großes Unglück mit seiner Tochter gehabt; sie sei ganz aus
der Art geschlagen. Er wisse nicht, nach wem sie sei. Seine
Frau und er hätten sich immer redlich bemüht, ihren Kin—
dern mit gutem Beispiel — — Hier stockte er.