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Fünfzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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sehr Mode gewesen sein, und man trug sie viel.“ Richtig — 
daran hatte er nicht gedacht. Warum trübe Erinnerungen 
wachrufen eines toten Gegenstandes wegen? Er lächelte 
nun ebenfalls und drückte ihr warm die Hand. 
„Ich muß gehen, um mich umzukleiden. Erschrick nur 
nicht, wenn du mich nicht wiedererkennst. Ich habe als 
alter Komödiant zu sterben.“ Sie lachten fröhlich. Dann 
ging er und verschwand in seiner kleinen Garderobe hinter 
dem Podium. 
„Lassen Sie uns dort näher einen Platz suchen, — an 
jenen armseligen Brettern, welche hier in diesem Dunst⸗ 
kasten die Welt bedeuten, damit wir sehen, was für ein 
erhabener Mime hier dem Volke seine Mätzchen vormacht,“ 
sagte Dagobert Fisch, den durchnäßten Zylinder wie eine 
Wegweiser in der ausgestreckten Hand haltend, indem er 
mit den langen Fingern seiner Rechten durch die blonde 
Perücke fuhr. Dabei wankte er bedenklich, so daß man rechts 
und links aufblickte und die auffallende Erscheinung zu 
mustern begann. In der ersten Reihe, and dem Tisch, wo 
Dorchen saß, waren noch einige Plätze frei. 
„Lassen Sie uns hier im Sperrsitz Platz nehmen,“ 
sagte Dagobert und fühlte das Bedürfnis, den Mann von 
Bildung zu zeigen, als er sich mit höflicher Frage um Er— 
laubnis an Dorchen wandte. Die kleine Arbeiterin erblickte 
jetzt Oskar. „Ach, Herr Schwarz, das ist nett, daß Sie auch 
hier sind.“ Sie freute sich ungemein, den alten Bekannten 
zu erblicken. „Bitte nehmen Sie nur Platz. Sie hätten 
aber ihre Schwester mitbringen sollen. Mariechen hätte 
sich gewiß auch sehr gefreut. Nun muß sie allein zu Hause 
sitzen, während wir uns amüsieren. Aber sie wird bei Merks 
den Abend verbringen.“ 
Jetzt erst bemerkte sie, wie ihm die Augen fast zufielen, 
wie er beim Sprechen mit schwerer Zunge lallte, wie er 
fich unzart bewegte und dann nach dem vollen Glase griff, 
um die Hälfte des Inhaltes mit einem Zuge hinunter⸗ 
zustürzen. 
„Ein famoser Name, dieser Name Sängerkrug,“ sagte
	        
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