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Fünfzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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lichem Geflüster junge Pärchen: Arbeiter mit ihren Bräu— 
ten, die von den Schwingen der Musik getragen, die Zu— 
kunft rosiger vor Augen haben; junge Handelsbeflissene und 
Studenten, die es weniger aufrichtig meinen und von der 
Dame an ihrer Seite nur wie von einem „Verhältnis“ 
sprechen, mit dem man sich über die Langeweile des Lebens, 
so gut es geht, hinwegzuhelfen versucht. Wer diese halb über— 
mütigen und halb leichtfertigen Ladenmamsells, Blumen⸗ 
und Putzmacherinnen, Arbeiterinnen der feineren Branche 
sind gar lustige Dinger, die leben und genießen wollen und 
in ihrer Flatterhaftigkeit es bereits dankbar begrüßen, wenn 
sie des Äbends einen männlichen Schutz ihr eigen nennen 
dürfen, der sie zur bestimmien Zeit erwartet, um sie auf 
einige Stunden ins Bierhaus zu führen oder allwöchent—- 
lich einmal mit dem Besuche eines Theaters oder Konzert⸗ 
saales zu beglücken. Beim zweiten Glas Bier bereits röten 
sich die Wangen, leuchten die Augen, bewegen sich ver— 
stohlen die Füße nach den Klängen eines Strauß'schen Wal—⸗ 
zers. Und während ihr Oberkörper sich nach dem Rhyth— 
mus der Musik leicht hin und her bewegt, sind sie mehr denn 
je den zärtlichen Worten ihres „Schatzes“ zugänglich und 
erwidern heiß den Händedruck unter dem Tisch. Dann heißt 
es beim Studieren des Programms: „Jetzt kommt: , Rosen 
aus dem Süden', o, das hör' ich so gern;“ oder „Das nächste 
Stück ist ein Potpourri, da bin ich neugierig.“ In den 
großen Pausen endlich wird die Aufmerksamkeit besonders 
rege. Da heißt's: „Sängerkrug tritt jetzt auf. Sein, Haus⸗ 
wirt! ist zu komisch. Ach, — und heute macht er auch ‚den 
sterbenden Komödianten‘. Da kenut man ihn nicht wieder, 
da muß man weinen.“ 
Sängerkrug, — das war der Name, um den sich das 
ganze Interesse der schöneren Hälfte des Stamm-Publi⸗ 
im Künstler⸗Konzert-Salon der Rosentalerstraße 
rehte. 
Als Oskar Schwarz und Dagobert Fisch zwischen Stüh— 
len und Tischen hindurch den bereits gefüllten Saal, in dem 
über die Köpfe des plaudernden, scherzenden und lachenden
	        
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