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Fünfzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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in falschen Farben vor, bis er diese Farben nicht mehr von 
einander zu unterscheiden vermag und nur noch ein ein— 
ziges leuchtendes Rosenrot sieht, aus dem das Paradies 
seliger Vergessenheit winkt. 
Oskar Schwarz befand sich heute in diesem Paradies, 
in dem er sich selbst verleugnete. Er kicherte, sang auf 
offener Straße laut mit Dagobert Fisch mit, fühlte sich 
unendlich wohl in der Gesellschaft des gesunkenen Philo— 
logen, vergaß den Ernst des Lebens und dachte nicht an 
—V—— 
Gefühl einer anheimelnden Behaglichkeit, für die er kein 
Ende wünschte. 
Dagobert Fisch fuhr fort: „Man hat Sie betrogen, 
schändlich betrogen, junger Freund. Das ist das Los des 
Genius, daß man ihn nicht aufkommen lassen will. Aber 
warten Sie, ich werde etwas für Sie tun, — morgen schon, 
verlassen Sie sich darauf. Sie haben nicht mal ein Konzept 
von Ihrer Tragödie? Das ist schlimm, sehr schlimm, aber 
wir werden der Wahrheit trotzdem zum Siege verhelfen.“ 
Und Oskar, dadurch angefeuert, rezitierte jetzt laut in 
den Regen hinein: 
„Was fraget Ihr nach Weisheit, Herr, — sie ist 
Ein Sklave jedes Menschen, den er 
Nach Willkür lenken oder geißeln kann. 
Man sieht sie nur in einem Spiegel, den 
Nie ein Menschenaug' erblickt, und Sagen 
Geh'n seid grauen Zeiten, daß ein Verweg'ner, 
Dem es einst vergönnt, sich selbst in diesem 
Spiegel zu beschauen, geblendet, siech 
Und ohne Sprache auf ewig Tor sich 
Nennen mußte.“ 
„Vortrefflich, vortrefflich, jungerFFreund, — ein schlech⸗ 
ter Poet, der seine Dichtung nicht im Kopfe hat. Wir wer⸗ 
den den Himmel zum Zeugen anrufen, die ganze Welt 
werden wir anklagen. Die Steine sollen sprechen von die⸗ 
sem schändlichen Betrug, und Sie sollen zu Ihren Lorbeeren 
kommen, verlassen Sie sich darauf. Der Name Oskar 
Schwarz soll ewig leuchten, und wenn Sie das Unglück 
haben sollten, nach dem bekannten Sprichwort, daß Un—⸗
	        
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