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Fünfzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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erklärte aber den Fall doch für so bedenklich, daß die Hilfe 
eines Spezialisten hinzugezogen werden müsse. Unter 
seinem Beistand und in Begleitung Leonhards wurde 
Magda nach der Charits gebracht, während Rosenstiel vom 
Ehepaar Joachimsthal in sein Coupé gepackt wurde, das 
nach der Bülowstraße fuhr. 
„Sie betrachten jetzt die Welt mit anderen Blicken, mein 
junger Freund, nicht wahr? O, ich habe es vorhergesehen, 
alles, alles. Ha — ha — ha.“ 
Doktor Dagobert Fisch fing in seiner seligen Stimmung 
mit rauher Kehle laut an zu singen, als er Arm in Arm 
mit Schwarz nach einer Stunde wieder durch die Straßen 
wankte. Sie schritten dahin wie zwei richtige Betrunkene, 
von denen der eine sich immer auf den anderen verläßt. 
Oskar Schwarz hatte zum ersten Mal in seinem Leben 
Schnaps getrunken. Die Welt erschien ihm jetzt wirklich in 
einem anderen Licht Er hatte Mut, wie nie in seinem Leben; 
er hätte den Kampf mit allen Menschen aufnehmen können. 
— 
in die erschlafften Glieder und flößt ihnen Feuer ein, daß 
sie sich wie im Übermut dehnen und recken; er kichert aus 
jeder Falte der Kleidung hervor und treibt dasselbe Spiel 
mit dem Narren und dem Weisen; er ist ein Augenblicks⸗ 
teufel, der sich nur wohl in seiner Hülle fühlt. Sein ganz es 
Dasein besteht aus einem einzigen, tollen Lachen. Er 
lacht der menschlichen Größe ins Gesicht, verlacht die Ver— 
nunft, den Hunger, das Elend und die Liebe. Und wenn 
er zur Abwechselung einmal weint, dann sitzt er auch in 
jeder Träne und schreit aus ihr in die Welt hinein: Glaubt 
ihr's nicht, sie heuchelt; das ist nur der Rausch, der aus ihr 
spricht. Am Ende kommt sich dieser Kobold wie ein richtiger 
Riese Goliath vor, der im Schlafe leicht bermannt werden 
kann und in seiner unscheinbaren Zwerghaftigkeit sich wie⸗ 
der vom Lager erhebt. Aber wem er einmal in die Glieder 
gefahren ist, den verläßt er nicht mehr. Er umstrickt ihn mit 
seinem tollen Lachen und gaukelt ihm die Welt so lange
	        
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