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Fünfzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

383 — 
land erwacht. Nun sind sie beide hier. Vor Mitternacht 
sind sie auf der Wanderung im Parke des Fürsten angelangt, 
ohne daß Don Pablo weiß, daß er sich im Eigentum seines 
Vaters befindet. Noch wissen sie nicht, wie sie sich zu dieser 
späten Stunde den Bewohnern des Schlosses nähern 
sollen, da hören sie Geräusch, von Tritten und Stimmen. 
Sie verbergen sich. Der Erbprinz und Dorette, die Mai— 
tresse des Fürsten, treten auf. Die letztere, in atemloser 
Hast, wird von dem ersteren verfolgt. Er will sie bewegen, 
ihre Gunst zwischen ihm und seinem Vater zu teilen. Sie 
stößt ihn hoheitsvoll zurück. 
„Genug jetzt, Prinz! 
Der Becher kann den Inhalt nicht mehr fassen, 
Im Siedepunkte quillt er über. So höret 
Mich denn an. Weil Ihr der Sohn des Fürsten 
Seid, will ich vergessen, was Ihr sagtet. 
Doch wisset: Nie mehr waget, in solchem 
Ton zu mir zu sprechen. Weil ichchh 
Die Buhlerin des Vaäters bin, sollt' ich sie 
Auch noch seines Sohnes werden? 
Nichtssagende Vernunft des Menschen, 
Die immer redet, wo sie schweigen sollte. 
hrso gre Philosophen, die Ihr seid, 
Die immer nur mit ihres Geistes Blitzen 
Die Schattenseiten eines Menschen seh'n. 
Ihr praͤhlt mit Weisheit und Ihr kauft sie Euch; 
Aus allem Unrat klebt Ihr Euch zusammen, 
Und dieser Bindestoff ist Euer Goid. 
Mit Firniß überzieht Ihr Eure Schwächen, 
Der nur das Auge blenben soll. AÄls heilste Leuchte 
Wollt Ihr ewig strahlen, und seid doch 
So wenig Kenner der Natur, daß Iht 
Trotz Eurer Klugheit nicht mal wisset, 
Daß überall, wo helles Licht, auch tiefer Schatten 
Sich befindet. Ihr prahlt mit Kenntnis 
Al ler Menschenherzen. Und doch steht hier 
Nur eine einzege Seele, von der auch 
Leine Regung Euch betannt. Was lief 
de einer Menschenbrust verschlossen, 
as wollt Ihr wissen, Toren, Ihr?! Begegnet 
Ihr dem Elend auf dem Wege, weicht Ihr 
Ihm gaus, weil Ihr in narrehaftem 
kigendünkel fürchhtet, der Armul Kumven
	        
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