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Fünfzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

376 — 
„Bankier“ zu legen. Die Journalisten machten respektvolle 
Verbeugungen. Also ein Geldmensch! Nun war ihnen 
der raffinierte Luxus seiner Begleiterin erklärlich. 
Magda trug ein olivenfarbenes Atlaskleid mit Puff⸗ 
ärmeln und golddurchwirktem Besatz, das eng ihre Gestalt 
umschloß. Und so, unter einem kleinen, dunklen Sammet⸗ 
hütchen mit ebenfalls von Goldfäden durchzogener Feder, 
im leuchtenden Gesicht ein keckes und herausforderndes 
Lächeln, schritt sie die Stufen zur Loge hinauf und nahm 
vorn an der Brüstung im vollen Licht der Wandarme neben 
ihrem Geliebten Platz, um sich erst auf ein paar Augenblicke 
weit hinüberzubeugen, so daß die Brillanten ihres Kolliers 
und des Armbandes im Strahlenglanze funkelten, und dann 
sich wie gleichgültig zurückzulehnen, mit dem Fächer leises 
Spiel treibend, als wäre sie in dieser Rolle auf die Welt 
gekommen. Wie eifrig sie mit ihrem Nachbar plauderte, 
wie sie nur zu lächeln schien, um die weißen Zähne zu zeigen, 
wie neckisch die Grübchen in ihrem Kindergesicht sich aus— 
nahmen! Und nun dieser Gegensatz: neben ihr der häßliche 
Mann mit ausdruckslosem, verschwommenem Antlitz, das 
Neigung zur Fettsucht zeigte. Er erschien wie der dunkle 
Fleck der Sonne an ihrer Seite. Dieser dunkle Fleck aber 
ist sich der Abhängigkeit dieser Sonne von ihm wohl be— 
wußt. Er rückt sich in das allergünstigste Licht, stützt die 
Arme weit auf die rotsammetne Brüstung und läßt die 
Hände in den grauen Glacés mit dem Operngucker spielen. 
Und während er hier und dort ein bekanntes Gesicht er— 
blickt, sich zur Begrüßung leicht verneigt, richtet er das Glas 
auch auf den gegenüberliegenden ersten Rang, und das ge— 
schieht gerade, als in eine leere Loge eine Dame tritt. Die 
Tür hinter ihr ist lautschallend ins Schloß gefallen. Einen 
Augenblick hält er das Glas still, dann läßt er es gleichgültig 
sinken, trotzdem er weiß, wer dort drüben, ganz in rot ge— 
kleidet, die Augen wie brennend auf ihn herunterrichtet. 
„Sieh' doch, — Rosa, und ganz allein.“ 
Magda hatte ihre Freundin ebenfalls bemerkt und nickte 
nun freundlichst hinauf. Rosa blieb starr, ohne den Gruß
	        
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