368 — 
„Und du wirst es tun, du schwörst es mir?“ Während sie 
ihre ganze Koketterie aufbot, um ihn aus seiner Betäubung 
nicht mehr erwachen zu lassen, erwiderte er, sie kraftvoll 
an sich pressend: „Ich sage dir, jeden schlage ich tot, der dich 
beleidigt!“ — Sie brauchte nur einen Blick auf dieses durch 
die Aufregung halb entstellte Antlitz zu werfen, um aus 
den Worten hundert heilige Eide zu vernehmen. 
Seit diesem Tage machte der Kesselschmied des Vor— 
mittags regelmäßige Besuche bei seiner Braut. Und Rosa 
verstand ihn vortrefflich zu bändigen, wie ein richtiges, erst 
halb gezähmtes, hungriges Tier, dem man immer in einer 
gewissen Entfernung die langersehnte Lockspeise vorhält, 
um es desto besser dressieren zu können. 
Wenn Paul von dem Bache wie gewöhnlich am späten 
Nachmittag zu ihr kam, dann fand sie große Genugtuung 
darin, sich von ihm berichten zu lassen, wann und wo er 
den Bankier und seine neueste Geliebte gesehen habe. „O,“ 
sagte er, „er muß doch rasend viel Geld durch seine Speku— 
lationen verdienen. Jetzt hat er sich ein eigenes Coupé 
angeschafft. Neulich abend sah ich es vor Hiller halten, er 
stieg mit Magda aus. Er hat eine wahre Fürstin aus ihr 
gemacht. Wenn man so im Gelde wühlen kann, ist das 
keine Kunst, aber ein häßlicher, widerlicher Kerl bleibt er 
doch. Es ist dein größter Vorzug, liebes Kind, daß du in 
dieser Beziehung noch zeitig genug zur Einsicht gekommen 
bist, um dir mein Herz zu erobern.“ 
Wenn er dabei lächelnd den bevorzugten Liebhaber her— 
vorkehrte, lachte sie zärtlich mit, als hätte sie dieser Bericht 
nicht im mindesten berührt, aber im Innern gährte und 
tobte es desto stürmischer, stieg die bittre Galle unheil— 
verkündend empor. Sie wollte dann mehr wissen, wollte 
für ihre Seele immer neue Nahrung des Hasses haben. 
„Hast du sie nicht einmal allein gesprochen ? fragte sie dann. 
Paul bejahte. „Es schien mir, als prahlte sie. Rosen— 
stiel habe ihr zum nächsten Monat eine Einrichtung von 
sechs Zimmern versprochen, meinte sie. Außerdem muß er 
sie nach ihrer Aussage jetzt förmlich mit Geschenken über—