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trotzdem er sich in diesem eleganten Raum wie in einer
anderen Welt vorzukommen schien.
„Aber Sie müssen mir erst einen Dienst erweisen, von
dem alles abhängt,“ fuhr sie fort. „Es steht ein anderer
zwischen uns, den ich hasse und verachte, und der unserem
Glücke hinderlich sein könnte. Wollen Sie mir schwören,
daß Sie alles für mich tun wollen, was ich verlange, und
daß Sie mich niemals verraten werden? Legen Sie Ihren
Hut fort und kommen Sie, setzen Sie sich hier neben mich,
wir können uns dann besser unterhalten.“
Sie war aufgestanden und hatte ihre Hand auf seine
Schulter gelegt. Und dabei ging plötzlich etwas durch des
Kesselschmieds Körper, das ihn toll und rasend machte.
Dieses Weib, das blendend schön vor ihm stand, sollte sein
werden für ewig? Er vergaß, daß das Mädchen vor ihm
in seiner duftigen Hülle nicht mehr gewöhnt war, von
rauhen Händen berührt zu werden, — er sah nur noch die
Rosa vergangener Tage vor sich, des alten, verlodderten
Eisendrehers Jakob Tochter, die denselben Dunst der Vor—
städte geatmet hatte, wie er, die in demselben Staube
niedrigster Armut und Entbehrung groß geworden war.
Und dieses Gleichheitsgefühl brach sich tosend Bahn und
ließ Leidenschaft und Keckheit zum Ausdruck kommen.
Er lag zu ihren Füßen. Er umklammerte sie förmlich,
er küßte ihr den Saum des Kleides. Und alles, was er
stammelnd hervorzubringen vermochte, war: „Rosa, Rosa,
soll es wahr sein? Ich schwöre, wahrhaftig, ich tue, was
Sie wollen, Rosa. Denn ich liebe Sie immer noch wie
früher.“
O, dieser Tölpel, — wie leicht machte er ihr das Spiel.
„Es soll wahr sein, stehen Sie auf, wir wollen vernünftig
prechen,“ sagte sie, beugte sich tief zu ihm nieder und schlang
ihren Arm um seinen Hals.
Sie saßen nebeneinander, Hand in Hand wie Braut
und Bräutigam. Sie plauderten, scherzten, lachten, und
Kaulmann wurde immer kühner. Und inmitten dieser
ersten süßen Schäferstunde klang es von Rosas Lippen: