Path:
Vierzehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

365 — 
Münzen berührte. Als könnte er sich durchaus nicht be— 
ruhigen, brachte er sein Haupt von rechts nach links in Be⸗ 
wegung und setzte sich erst, als der Kesselschmied wieder 
mit dem Geld in der Tasche klapperte. 
Die Flasche mit „indischem Honig-Likör“ war geleert. 
Am Ende war der Kesselschmied so betrunken, daß er auf 
allerlei tolle Einfälle kam. Er wolle nun zu Merk hinauf—⸗ 
steigen, lallte er mit schwerer Zunge, und seinen alten 
Freund zu überreden suchen, mit ihm eine anständige Bier— 
reise zu machen. „Ich sage dir, alter Junge,“ sagte er zu 
Zipfel gewendet, „wenn ich dem erzähle, was ich alles von 
seiner Tochter gehört habe, — na dann dreht er dem 
Frauenzimmer bei der ersten Gelegenheit das Genick um.“ 
Dann wieder warf er prahlerisch einen harten Taler 
auf den Tisch. Düstergang möge ihm dafür eine Droschke 
holen. Er wolle zu seiner Braut fahren. Ihm schwane 
nämlich etwas, er habe einen Nebenbuhler, einen sehr vor⸗ 
nehmen Herrn, wenn er den einmal in seine Finger bekäme, 
dann hätte er eine nette Sonntagsarbeit zu verrichten, 
er sei gerade so in der Stimmung dazu. 
Er erhob sich taumelnd, begann mit seiner rauhen Stim⸗ 
me eine Melodie zu trällern, umfaßte den kleinen Düster— 
gang mit seinen langen Armen und versuchte mit ihm vor 
dem Ladentisch einen Tanz zu riskieren. Papa Zipfel 
benutzte diese Gelegenheit, um den Taler in seine nimmer— 
satte Tasche verschwinden zu lassen. 
„Sei vernünftig, Kaulmann,“ sagte er dann, „setz dich 
mal gerade, und komme endlich heraus mit der Sprache. 
Hier, stoß einmal an, du wolltest ja Bier haben, und dann 
schieß los.“ 
Kaulmann aber konnte die Augen kaum noch aufhalten. 
Er hatte die Beine weit von sich gestreckt, hielt die Hände in 
den Hosentaschen und machte Miene, einzuschlafen. Plötzlich 
stand er mit einem Ruck auf, griff nach seinem Hut, stülpte 
ihn schief auf den Kopf und langte Geld hervor, um die 
Zeche zu bezahlen. Er würde nun auf ein Stündchen 
pennen gehen, er merke, daß er einen verdammten Affen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.