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Der Kesselschmied spannte dann die beiden mit seinen
Andeutungen förmlich auf die Folter. Es machte ihm
Spaß, sie aufzuziehen und ihnen eine harte Nuß zu knacken
zu geben. Er pfiff vor sich hin und sagte mit höchstwichtiger,
überlegener Miene immer dasselbe: „Ja, ja, es gehen große
Dinge vor.“ Endlich, nachdem er bereits angesäuselt war,
platzte er heraus: „Was meint Ihr, ich werde mich ver—
heiraten. Eine Wirtschaft bekomme ich mit, die unter
Brüdern ihre tausend Taler wert ist. Na, und das Weib—
chen, ich kenne reiche Leute, die sich die Finger nach ihr
lecken. Ihr seid paff, was ? Das sieht man euch an der Nase
an. Aber, sagt mal, bin ich denn nicht eigentlich auch ein
netter Kerl? Es ist ein altes Sprichwort: Kleider machen
Leute. Die nötige Kluft hat mir nur gefehlt, um schon
längst auf einen grünen Zweig zu kommen. Und nun paßt
mal auf und bewundert mich von allen Seiten.“
Er war aufgestanden und setzte sich den hohen Zylinder
auf. Und nun stolzierte er, wie ein Grenadier in seiner
Uniform, in dem Gewölbe auf und ab, warf beim Gehen die
Beine rechts und links, als wenn er tanzen wollte, und pfiff
ganz laut einen Gassenhauer. Dann blieb er wieder vor
beiden stehen, machte einen Knix und schrie sie mit seiner
Bärenstimme an: „Jawohl, ich werde von jetzt ab nur
noch feine Liköre und echte Biere trinken. Eine eigene
Kesselschmiede werde ich aufmachen, und zur Hochzeit seid
ihr beide jetzt schon eingeladen. Aber ihr müßt im Frack
kommen, in weißer Weste und weißen Handschuhen, sonst
werdet ihr nicht herein gelassen. Zipfel, reiche Zigarren her,
aber von der Sorte, die du selber rauchst, wenn deine
Gäste nicht da sind. Wißt ihr, wenn man so mit den harten
Talern klappern kann, es ist doch eine Freude.“ Er hatte
in die rechte Hosentasche gegriffen und eine ganze Hand
voll Silbergeld hervorgeholt.
„Wahrhaftig, Herr Zipfel, lauter blanke Taler.“ Der
große Theodor Düstergang hatte sich mit geöffnetem Munde
erhoben und seine bebrillten Augen der Hand mit dem
Gelde so nahe gebracht, daß seine Nasenspitze fast die