Vierzehntes Kapitel.
„Fräulein Dorchen
„Herr Sängerkrug—r
Der berühmte Komiker war, zum Ausgehen gerüstet,
in das Zimmer der blassen Arbeiterin geireten und saß nun,
den grauen Zylinder auf die Kniee gesAtzt, neben der Näh—
maschine. Es war vierzehn Tage nach dem Besuche Rosas.
„Fräulein Dorchen, ich möchte Sie bitten, sich doch
einmal zu Frau Zierling hinauf zu bemühen; ich glaube, es
steht schlimm, sehr schlimm mit ihr. Der Arzt hat bedenk⸗
lich mit dem Kopf geschüttelt und von einer Brustfellent—
zündung gesprochen, bei der man auf alles gefaßt sein müsse.
Sie wissen, daß eine entfernte Verwandte sich an ihrem
Lager befindet, aber ich würde es gern sehen, wenn Sie
hin und wieder Ihren Besuch oben machten. Mir ist so
bange zu Mute. Sie werden sich das erklären, wenn Sie
bedenken, wie lange ich meine Wirtin kenne, und wie lange
ich unter ihrem Dache weile. Das heißt, das ist nur Vietät,
nur Pietät.“
Er trommelte, wie in Verlegenheit, mit den Fingern der
rechten Hand leise auf dem Zylinderhute. Dorchen verstand
ihn. „Was für ein guter Mensch Sie sind, und wie ich Sie
bedaure!“ sagte sie. „Sie müssen nun wieder den Abend
über das Publikum amüsieren, und denken vielleicht dabei
an Ihre kranke Wirtin... Also so schlimm steht es?“ Sie
war bereits aufgestanden, um sofort die gewünschte
Samariterpflicht zu erfüllen. Auch er hatte sich erhoben.