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und klirrte mit den Tassen und Gläsern auf dem Tisch, um
zu sehen, ob man etwas für sie übrig gelassen habe.
Dann gingen Kaulmann und Rosa. Als sie den dunklen
Teil der Straße durchschritten, um zum nächsten Droschken
Halteplatz zu gelangen, boten sie ein sonderbares Pärchen.
Der Kesselschmied war immer kühner geworden. Er hatte
Rosa unbeholfen untergefaßt. Die Gewißheit, daß sie nicht
mehr das anständige Mädchen von früher war, gab ihm Mut.
Er hatte ein buntgeblümtes Tuch lose um den Hals ge—
schlungen, die Arbeitsmütze saß schief auf seinem Kopf
So schritt er neben der herausstaffierten Rosa dahin. Pas
santen mäßigten ihre Schritte, um dem Paare nachzu—⸗
blicken, das auf sie den Eindruck einer geputzten Dirne
machte, die am Arm ihres Zuhälters hing. Und sonder—
bar —: Rosa hatte mehrmals dasselbe Gefühl. Eine dunkle
Ahnung tauchie in ihr auf, daß sie diesen langen Menschen
durch irgend eine höllische Tat an sich fesseln würde, die
ihm die Berechtigung gebe, sie zeitlebens als sein Eigen
tum zu betrachten, sie zu knechten und zu schinden.
„Gute Nacht, Herr Kaulmann, also morgen, vergessen
Sie nicht“
„Gute Nacht, Rosa.“
Als sie bereits in der Droschke saß, neigte er sich zu
ihr hinein und versuchte sie mit seinen Armen zu um—
schlingen, um sie gewaltsam zu küssen. Sie stieß ihn zurück
und sagte: „Nicht doch so hitzig, sonst verderben Sie es mit
mir.“ Dann rollte sie davon mit dem Bewußtsein, einen
Menschen gewonnen zu haben, auf den sie rechnen durfte.