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Dreizehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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und klirrte mit den Tassen und Gläsern auf dem Tisch, um 
zu sehen, ob man etwas für sie übrig gelassen habe. 
Dann gingen Kaulmann und Rosa. Als sie den dunklen 
Teil der Straße durchschritten, um zum nächsten Droschken 
Halteplatz zu gelangen, boten sie ein sonderbares Pärchen. 
Der Kesselschmied war immer kühner geworden. Er hatte 
Rosa unbeholfen untergefaßt. Die Gewißheit, daß sie nicht 
mehr das anständige Mädchen von früher war, gab ihm Mut. 
Er hatte ein buntgeblümtes Tuch lose um den Hals ge— 
schlungen, die Arbeitsmütze saß schief auf seinem Kopf 
So schritt er neben der herausstaffierten Rosa dahin. Pas 
santen mäßigten ihre Schritte, um dem Paare nachzu—⸗ 
blicken, das auf sie den Eindruck einer geputzten Dirne 
machte, die am Arm ihres Zuhälters hing. Und sonder— 
bar —: Rosa hatte mehrmals dasselbe Gefühl. Eine dunkle 
Ahnung tauchie in ihr auf, daß sie diesen langen Menschen 
durch irgend eine höllische Tat an sich fesseln würde, die 
ihm die Berechtigung gebe, sie zeitlebens als sein Eigen 
tum zu betrachten, sie zu knechten und zu schinden. 
„Gute Nacht, Herr Kaulmann, also morgen, vergessen 
Sie nicht“ 
„Gute Nacht, Rosa.“ 
Als sie bereits in der Droschke saß, neigte er sich zu 
ihr hinein und versuchte sie mit seinen Armen zu um— 
schlingen, um sie gewaltsam zu küssen. Sie stieß ihn zurück 
und sagte: „Nicht doch so hitzig, sonst verderben Sie es mit 
mir.“ Dann rollte sie davon mit dem Bewußtsein, einen 
Menschen gewonnen zu haben, auf den sie rechnen durfte.
	        
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