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Seite. Sie begann zu lachen und zu scherzen und rückte
schließlich näher an den Kesselschmied heran.
„Hören Sie, geehrter Herr Kaulmann,“ sagte sie plötz⸗
lich, „Sie haben nichts zu tun, Sie können mich morgen
vormittag einmal besuchen. Ich wohne in der Großen
Friedrichstraße vis- A-vis dem Café National, Sie können
gar nicht fehlen, das zweite Haus von der Jägerstraße. Ich
hätte etwas mit Ihnen zu besprechen. Vielleicht — freuen
Sie sich.“
Sie lächelte ihn an, und ihr Blick berührte ihn heiß.
Der Kesselschmied rückte auf seinem Sitz hin und her. Es
wurde ihm eigentümlich zumute, gerade wie damals vor
Jahren, als er unten im Keller des Herrn Zipfel diesem
Mädchen einen Blick in sein Herz gestaltete. Hatte sie end—
lich Abscheu vor ihrem bisherigen Leben und sich besonnen,
eine ehrbare Frau zu werden 2 O, er sah auf den ersten
Blick, was aus dem Mädchen geworden war. Das war
nicht die Kleidung der anständigen Damen, die sie trug.
So putzte man sich heraus, wenn man allen Männern ge—
fallen wollte und eines Abends die Ca'ées aufsuchte, um
die Reize zu verkaufen. Und doch, wie schön sie war, wie sie
das Auge jedes Mannes herausfordern mußte!
„Frau Jakob,“ sagte er plötzlich,‚Scie haben noch Feuer,
machen Sie uns einen Grog, es steht noch Rum oben auf
dem Brett.“
Das starke Getränk stimmte dann alle sehr lustig. Rosa
namentlich fühlte sich ungemein wohl. Einmal legte sie
ihren Kopf an des Kesselschmieds Schulter und ließ es sich
ruhig gefallen, als er seinen Arm um ihre Taille legte.
„Rosa,“ sagte er dabei, „sagen Sie mir jetzt schon, was
Sie morgen von mir wünschen. Haben Sie wieder daran
gedacht, was Sie mir einst werden sollten ?
Sie lachte und meinte, daß sie das niemals vergessen
habe. Er solle nur fommen, dann werde er schon alles
erfahren. Dabei spielte sie die Kokette weiter, geriet wieder
in alte Erinnerungen und tat so, als gestattete sie nun dem
Kesselschmied die Zärtlichkeiten vergangener Zeiten.