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Dreizehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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hatte. Wahrhaftig, das war die entsetzlichste Höhle der 
nackten Armut, die man sich nur denken konnte. Es war 
wieder die alte Stickluft, die Rosa plötzlich atmete und die 
sie mit Gewalt hinausdrängte in die Sphäre ihrer Gemein— 
heit, in der die Brust sich wenigstens freier heben und 
senken durfte. In dieser Umgebun Ite jedes reine Ge— 
fühl mit Gewalt im Keime er“. werden. 
Ob sie Kaulmann wecken solle, meinte Frau Jakob. 
Und als Rosa noch nicht mit sich einig war, ob sie ja oder nein 
sagen sollte, war ihre Mut!er auf ihren ausgetretenen 
Schuhen nach der Ecke 5.5 strich die eine Seite des 
Vorhangs zurück und ri Ar, die Offnung: 
„Kaulmann, werden Sic Arter, es ist Besuch hier. 
Rosa ist angekemtmen, hören Sie? Schütteln Sie die 
Federn ab und Lommer Gic. 
Als sie ein leichtes ummen vernahm, wollte sie sich 
die Gelegenhcit wicht entgehen lassen. Sie beugte sich nieder 
und rüttelte n ihm. „Sie sollen aufstehen, Rosa ist hier.“ 
„Ja — 7 was denn? Noch halb schlaftrunken erhob 
den Kopf. Frau Jakob wiederholte ihre Mahnungen. 
Nach einer Weile zeigte sich Kaulmanns lange Gestalt 
mit verschlafenem Gesicht und wirrem Haar vor den zu— 
sammengesteckten Tüchern. Erst war er von dem Licht so ge— 
blendet, daß er sich die Augen reiben mußte. Dann erblickte 
er Rosa, und nun schämte er sich seines augenblicklichen 
Aufzuges. Er verschwand sofort wieder in seinem „Schlaf⸗ 
zimmer“ und kam dann mit einem Rock bekleidet abermals 
hervor. Ganz verlegen reichte er Rosa die Hand und bat 
auf wenige Augenblicke um Entschuldigung. Er müsse sich 
erst „anständig“ machen. Er ging nach dem kalten Flur 
hinaus, um sich zu waschen und zu kämmen. Mit klaren 
Augen kehrte er dann zurück, setzte sich, wie damals, Rosa 
gegenüber und blickte sie ebenso prüfend an. 
Rosa entsann sich plötzlich des Zweckes, der sie hierher 
geführt hatte. Sie wollte es mit diesem Bären nicht gleich 
von vornherein verderben, bevor sie ihn nicht für sich ge— 
wonnen hatte. Sie zeigte sich von der liebenswürdigsten
	        
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