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Dreizehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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ihr löste. Das kommt vielleicht daher, weil ihr jedes Raffine⸗ 
ment fern liegt. Sie ist das einfache Gegenteil von dir. 
Sie gibt mit offenen Händen, wo du rechnest.“ 
Rosa hatte bei dem Worte Raffinement die Lippen zu⸗ 
sammengepreßt. Er fuhr fort: 
„Es wird nun Zeit, daß wir vernünftig reden. Die 
Möbel schenke ich dir. Du weißt, sie sind nicht billig. Da 
du es nun mit deiner Würde nicht für vereinbar hältst, 
noch fernerhin Geld von mir zu nehmen, so kann ich mir 
leider nicht anders helfen, als dir diesen kleinen Beweis 
meiner alten Anhänglichkeit zu geben. Du wirst in Herrn 
von dem Bache genügend Ersatz für mich finden. Also 
sei verständig und gib mir die Hand zum Abschied, ich muß 
a vorn, ich sehe, man verlangt nach mir. Adieu, liebes 
ind. 
Der junge Bankier hatte ihr seine Rechte entgegenge— 
streckt, die sie nicht beachtete. Er machte eine bedauerndc 
Kopfbewegung und wollte sich entfernen. 
„Halt, bitte noch einen Augenblick!“ Sie hielt ihn 
am Arm zurück. Er zeigte eine ärgerliche Miene. 
„Aber bitte, fasse dich kurz.“ 
„Also du willst wirklich so gehen, ohne dich mit mir 
zu vertragen? 
„Ja!“ Er war hinter der Glastür verschwunden und 
hatte sie allein gelassen. 
Ein paar Sekunden lang starrte sie ihm mit zusammen⸗ 
gepreßten Lippen nach. Sie ballte dabei ihre Hand. 
Warte, — warte!“ Alles, was ihr Innerstes in diesem 
Augenblick durchtobte: verletzie Eitelkeit, Haß, Wut lag in 
diesen zischend hervorkommenden Worten. 
Dann ging sie mit dem Gefühle eines Weibes, dessen 
Seele nur ganz von der Rachsucht erfüllt ist. So kam sie 
nach Hause, schloß sich ein, wurde heute selbst für Herrn 
von dem Bache unmöglich und brütete, halb entkleidet auf 
der Chaiselongue liegend und nach der Decke starrend, 
kundenlang über die ihr angetane Schmach nach.
	        
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