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um bei ihrer Wirtin den Tee zu bestellen. Dabei lächelte
sie ihn wieder an und zeigte ihre Perlzähne.
Als sie zurückgekommen war, fragte er: „Haben Sie
heute abend etwas vor?“
„Nein!“
„Nun, dann gehen wir irgendwo hin, nach der Wal—⸗
halla meinetwegen. Wollen Sie?“
„Aber was wird Ihre Rosa sagen?“
„Ach was, was geht mich Rosa an, wenn ich in Ihrer
Gesellschaft bin ?“
Magda fand das köstlich. „Also auch auseinander?
Gut, gehen wir nach der Walhalla und amüsieren wir
uns. Man muß sich zu trösten wissen.“
Als sie nach einer Stunde dort anlangten und in der
Proszeniumsloge saßen, erblickten sie vis-àvis neben Herrn
von dem Bache Rosa, welche hinter ihrem riesigen, bunt—
bemalten Fächer sich eifrig mit ihrem Gesellschafter unter—
hielt. Man wußte jetzt wenigstens, was man gegenseitig
von sich zu halten hatte; aber Rosa ballte im geheimen die
Hand, als sie ihre Hoffnung, Herrn von Rollerfelde kommen
zu sehen, nicht erfüllt sah.
Als sie bald darauf einen Besuch im Geschäftslokal Rosen—
stiels machte, kam es zu einer ernstlichen Auseinander—
setzung zwischen beiden. Das kleine hinter dem Laden ge—
legene Zimmer wurde zum Schauplatz eines Liebeszwistes,
in dem der Bankier eine unglückliche Rolle spielte.
Schon der Gesichtsausdruck Rosas, ihr atemloses Auf—⸗
und Abgehen in dem engen Raume bewiesen Herrn Rosen⸗
stiel, daß er es im Augenblick mit einem tiesverletzten Weibe
zu tun habe, das ihn mit einer Flut von Vorwürfen über—
häufen würde.
„Nun —? Du machst dich ja merkwürdig selten bei mir.“
Er war in der Laune, jeden Ansturm ruhig über sich
ergehen zu lassen. Er haätte auf einem Sessel Platz ge—
nommen; die Beine übereinandergeschlagen, pfiff er leise
vor sich hin. „Geschäfte, liebes Kind, nur richaustn haben