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Dreizehntes Kapitel

Full text: Die Verkommenen (Public Domain)

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Sofa aus groß aufgeblickt und ihm erstaunt zugehört. Dann 
lachte sie laut auf und sagte: 
„Wissen Sie, ich habe mir eigentlich nie so recht viel 
aus ihm gemacht. Er war ja immer ganz nett und gut, 
aber doch immer zu steif und zu hölzern. Dieses ewige 
Herausbeißen des Offiziers fand ich manchmal gräßlich. 
Darum wollen wir uns also keine grauen Haare wachsen 
lassen! Wissen Sie was? Jetzt lasse ich Tee von meiner 
Wirtin brühen, und dann werden Sie mir gefälligst noch 
ein halbes Stündchen Gesellschaft leisten.“ 
Rosenstiel fand sie im Augenblick bezaubernd. Sie trug 
—DDD 
Frau, in sanften Wellen an die Stirn gedrückt. Ein schwarzes 
Kleid umschloß ihre zarte Büste bis zum Hals und zeigte 
als einzigen Schmuck eine goldfarbene Spitzenkrause. Unter 
den geschlitzten Armeln machten sich die blendenden, vollen 
Unterarme sichtbar, die sie übereinander geschlagen hatte. 
So, in die Ecke zurückgelehnt, das weiße Gesicht hell von 
der Lampe beschienen, blickte sie ihn verführerisch an. Das 
war immer noch das alte Kindergesicht mit dem kleinen, 
roten Mund und dem zierlichen Näschen, aus dem die 
großen Augen so fromm und so gut in die Welt geschaut 
hatten, als sie noch des Eisendrehers Merk größter Stolz 
war und wie eine züchtige kleine Haussrau ihre Geschwister 
hegte und pflegte. Aber dieses Gesicht zeigte bereits jene 
durchsichtige, wie krankhaft aussehende Blässe, die immer 
das Erkennungszeichen einer Gefallenen bildet. 
Rosenstiel stellte im Augenblick Vergleiche zwischen ihr 
und Rosa an. Wie gemein erschien ihm nicht die letztere 
gegen diesen Engel. 
„Aber Sie werden sich das jedenfalls wirklich nicht sehr 
zu Herzen nehmen, nicht wahr, Magda?“ 
Sie lachte abermals. „Reden wir doch nicht mehr da⸗ 
von. Kommst mir aus den Augen, kommst mir aus dem 
Sinn. Ja, wenn ich ihm wirklich gut gewesen wäre, dann — 
So aber —.“ 
Sie war aufgestanden und rauschte an ihm vorüber,
	        
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