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zals darauf eingeht, die Wechsel zu prolongieren, so werden
Sie schon in den sauren Apfel beißen müssen, noch eine
respektable Summe zuzuschreiben.“
Rollerfelde war mit allem einverstanden. Seine Ehre,
seine ganze Karriere kam dabei in Betracht. Er gab Rosen—
stiel Vollmacht, nötigenfalls in seinem Namen zu handeln.
Und der Bankier handelte denn auch ganz im Sinne eines
eingefleischten Geschäftsmannes, bei dem in Geldsachen
nicht nur die Gemütlichkeit, sondern auch die Freundschaft
aufhört. Er ging zu Tante Serene und traf bei dieser Onkel
Joachim bereits anwesend. Die Alte überließ den Abschluß
des Geschäftes vollständig ihrem Neffen. Bei diesem vor⸗
nehmen, jungen Herrn von Rollerfelde war durchaus nichts
zu befürchten; das hatte man ihr bereits klar gemacht. Er
war Offizier mit Leib und Seele und hatte eine reiche
Mutter, deren Augapfel er war. Es wurden drei neue
Wechsel ausgestellt, ein jeder lautend auf dreitausend Mark.
„Wenn die Geschichte abgemacht ist, Joachim,“ meinte
Serene, „dann sollst du deine hundert Martf bekommen.“
Der korpulente Allerwellismann machte sich nun wieder
auf den Weg, und am Abend war das Geschäft abgeschlossen.
Nach acht Tagen bereits wurde Herrn Rosenstiel wie—
derum das Vergnügen zu teil, Herrn von Rollerfelde bei
sich zu sehen. An seiner Aufregung bemerkte der Bankier
bereits, daß etwas Außergewöhnliches passiert sei. Der
junge Offizier hatte abermals Unglück im Spiel gehabt
und wußte nicht, woher er Geld nehmen sollte. Er vertraute
sich denn in seiner Herzensangst auch ganz seinem ehe—
maligen Kneipfreunde an.
„.. Mama bezahlt doch alles. Mache außerdem bald
Hochzeit, und die Bagatelle wird dann auf einem Brett
erledigt. Klotzig viel Geld da, sage ich Ihnen, lieber
Rosenstiel.“
Wenn das so fortging mit dem Schuldenmachen, dann
konnte die Geschichte noch ganz nett verlaufen. Für Herrn
Rosenstiel war das eine ausgemachte Sache. Aber er
wußte, daß Rollerfelde zu ijenen nie überlegenden, jungen