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war auf die Wand gerichtet, hinter welcher der riesige Arn⸗
heim stand, in dessen Inhalt er so oft gewühlt und den er
immer wie etwas Liebes betrachtet hatte, von dem man
ich schwer zu trennen vermag. Was hatte ihm nun all
sein Geiz genützt, der selbst von jener, ihm von seinem Arzte
als letztes Heilmittel vorgeschlagenen Reise nach dem Süden
nichts wissen wollte? Nun konnte er nicht mehr für wenige
Groschen das Letzte der Armen und Elenden erwerben,
nun vernahm er nicht mehr Serenens ewigen Mahnruf:
„Gib nicht zu viel, Moritz, hörst du?“ jetzt hatte er nichts
mehr vor dem Armsten voraus, den dieselbe kalte Erde deckt.
Es war rührend, zu sehen, mit welcher Kunstfertigkeit
Felix die üblichen Tränen weinte, Tränen, die Serene
einen bisher nie geahnten, tiefen Einblick in das weiche
Herz ihres Neffen tun ließen.
Die Kunden des Ehepaares Laib waren nicht wenig
erstaunt, als sie eines Tages an den Fenstern und an der
Tur große, rote Zettel mit der Aufschrift lasen: „Ausver⸗
kauf wegen Aufgabe des Geschäfts.“ Jetzt hatte das Ge—
setz dem Rückkaufsschwindel ein Ende gemacht, es gab ohne⸗
hin nicht mehr viel zu verdienen, man konnte also rücksichts-
los verfahren. Die ersten vierzehn Tage glich das Kontor
einem Taubenschlage. Da wollte noch jeder irgend einen
Gegenstand, irgend eine Sache zurückkaufen, die ihm zu
wertvoll schien, als daß sie in andere Hände gelangte. Es
entstand ein Handeln und Feilschen, ein Suchen und Ru—
moren, wie nie an den glänzendsten Tagen des Rückkaufs—
handels. Wie viele Tränen wurden da nicht im geheimen
oergossen, wenn man beim besten Willen nicht die Mittel
jand, um seinen Zweck zu erreichen. Wie viele zogen mit be⸗
trübter Miene von dannen und ballten draußen mit einem
Fluche die Hand, wenn ihnen die Antwort wurde: „Ist
dr mehr da, bereits verkauft. Sie hätten früher kommen
ollen.
Die Trödler stellten sich haufenweise ein, und nach
drei Wochen hatte man den Plunder glücklich verkauft.
Felix leitete alles. Er bewies vortrefflich, daß er rechnen