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bekenntnis den Satz erheben: Die Ehe ist die Heiligkeit
zweier in ihren Sittlichkeitsprinzipien sich gegenseitig er—
gänzenden Individuen, deren Scham mit dem Augenblick
stirbt, wo das eine Geschlecht die Achtung vor dem anderen
verliert.“
Als Oskar Schwarz an jenem Tage voll Angst nach
Hause kam, fand er, daß seine Ahnung sich erfüllt hatte:
seine Mutter lag im Bette unb streckte ihm die Hand ent⸗
gegen. Kummer, Sorge, — andauerndes Arbeiten bis tief
in die Nacht hinein hatten sie schwach und hinfällig gemacht.
Vor ihr auf einer Hutsche saß die dreizehnjährige Marie
und weinte leise. Fräulein Dorchen stand am Kopfende
und suchte der Kranken ihr Lager bequemer zu machen:
Der Doktor sei bereits hier gewesen, meinte die Kleine ver⸗
stohlen zu Oskar, er habe Typhus festgestellt. Schwarz
zuckte zusammen. Sein Blick überflog die Züge der Lei—
denden, die ihm nie so verändert und durchsichtig bleich er⸗
schienen waren. Die Furcht packte ihn. Wenn seine Mutter
stürbe? Wenn sie ihn samt seiner blutjungen Schwester
allein zurückließe? Der Gedanke durchschauerte ihn. Er
beugte sich über die Kranke, die ihn milde anlächelte. „Mir
ist sehr schwach zu Mute, Oskar,“ sagte sie mit Anstrengung,
„der Arzt —.“ Oskar solle seine Arbeit nicht versäumen,
meinte sie dann leise, mit geschlossenen Augen. Marie
werde ein paar Tage aus der Schule bleiben, und Fräulein
Dorchen habe sich erboten, nach ihr zu sehen.
Marie war ein mageres, blasses Kind, das ihrer Mutter
inmer folgsam war und bereits angefangen hatte, sie beim
Nähen tüchtig zu unterstützen. Ihre übernatürlich großen
Augen füllten sich immer aufs neue mit Tränen, sobald sie
der Mutter Stöhnen hörte. Jetzt ging sie an das einge—
baute Fenster und setzte sich auf den Tritt. „Mutter, soll
ich dir nachher wieder vorlesen, wenn Oskar fort ist?“
fragte sie. Oskar sah, wie sie eines jener gelben Groschen—
hefte aufgeschlagen zur Hand nahm. Er war an ihrer Seite.
„Würgeengel, oder die Kinder des Todes.“ las er.