— 311 —
Als Felix Miene zeigte, noch zu bleiben, empfahl sich der
junge Mann allein.
Der würdige Onkel und sein würdiger Neffe setzten sich
dann in eine Droschke und fuhren nach der Gartenstraße
zum Ehepaar Laib. Nach einer Viertelstunde war man hier
einig geworden. Isidor Moritz Laib stellte drei Wechsel,
laufend auf drei Monate, jeden einzelnen in Höhe von
zweitausendfünfhundert Mark, aus. Dann bündelte er in
einen Leinwandbeutel fünftausend Mark ein, steckte fünf⸗—
hundert Mark extra zu sich, die Onkel Joachim als Provision
bekommen sollte, und verließ in Begleitung der anderen
beiden Frau Serene.
Sie fuhren zurück nach der Bülowstraße. Pünktlich
um zwei Uhr erschien Herr von Rollerfelde. Joachimsthal
empfing ihn allein. Im Nebenzimmer aber, an die Tür
gedrückt, stand der Rückkaufshändler und lauschte auf jedes
Wort. Als Joachimsthal dann die Summe auf den Tisch
hinzählte, sah Rollerfelde nur das Geld. Er prüfte flüchtig
die ausgefüllten Formulare und schrieb dann querüber:
„Egon von Rollerfelde.“
Als unten die Droschke davonrollte, kam Isidor Laib
wie ein Habicht herein, prüfte mit aufgerissenem Munde
die Wechsel und drückte dann seinem Schwager die treue
Hand, in der die Provision zurückblieb.
Sechs Wochen waren vergangen, als es zwischen Herrn
und Frau Joachimsthal zu einer Szene kam, wie sie selbst
die eingeweihtesten Freunde dieses vortrefflichen Ehepaares
nicht erwartet hätten. Salo Freystätter hatte die Absicht,
sich zu verheiraten. Zuerst hielt Selma das für Scherz,
dann aber erfuhr sie aus sicherer Quelle von der bevor⸗
stehenden Verlobung des Herrn Bankiers mit der einzigen
Tochter eines reichen Börsenmaklers. Sie biß die Lippen
auf einander und ballte die kleine Hand. Monatelang ging
dies Spiel bereits, und man hatte sie nicht für so viel wert
gehalten, ihr Vertrauen zu schenken, heuchelte aber die
alte Liebenswürdigkeit, nur um ihre Gunst zu genießen ...
Selma fühlte sich tief beleidigt. Verletzte Eitelkeit drängte