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ichriftlich zu geben, es ist für beide Teile besser so. Ich werde
quasi Ihr Agent sein, der ohne jeden Profit einen ehrlich
strebenden jungen Schriftsteller unterstützen will. Haben
Sie verstanden? O, ich sage Ihnen, ich werde viele Mühe
und viel Zeitverlust haben, aber ich tue es gern. Sie stellen
mir also ein Schriftstück aus, wonach das Eigentumsrecht
Ihrer Tragödie an mich übergeht und Sie mir gestatten,
damit zu tun, was mir beliebt. Das geistige Eigentum
bleibt natürlich immer das Ihrige. Sie werden mit mir zu⸗
frieden sein.“ — Er war bereits an seinen Schreibtisch ge—
treten und hatte mit Anstrengung einige Zeilen auf ein
Blatt Papier geworfen.
„So das unterschreiben Sie, bitte. Wollen Sie? Es
ist ein Opfer, das ich bei meiner beschränkten Zeit bringe,
aber, wie gesagt, die Presse hat die Pflicht. — — O, wie
gut, daß Sie noch keinen Blick in das Treiben der sogenann⸗
ten Theateragenturen getan haben. Sie würden sonst
sagen: Was für ein Menschenfreund ist der Joachimsthal!“
Oskar hatte während der ganzen Auseinandersetzung
kein Wort gesprochen. Diese Enthüllungen waren zu grau—
sam: sie vernichteten mit einem unbarmherzigen Schlage
die kühnsten Hoffnungen eines Menschen, dem das Weinen
nahe ist. Man wähnt einen steinernen Palast vor Augen ge⸗
habt zu haben, und sieht plötzlich ein sarenhaus zusammen⸗
brechen.
Schwarz las gar nicht, was Joachimsthal geschriebenhatte.
Er füllte die Feder mit Tinte und setzte, halb zitternd,
seinen Namen auf das Papier.
Es hatte auf dem Korridor geklingelt. Das Mädchen
kam zurück, um Herrn Joachimsthal zu melden, daß Herr
Rosenstiel in Begleitung eines fremden Herrn ihn zu sprechen
wünsche. Herr Werner wünsche auch Schwarz zu sprechen.
Unten angelangt, machte man Oskar die Mitteilung,
daß durch den Zappel, genannt Zappelius, eine Bestellung
seiner Mutter an ihn ausgerichtel sei. Er möchte schleunigft
nach Hause kommen. Das war noch niemals passiert.
Sollte seine Mutter abermals auf dem Krautenlager