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artige Verbindungen, das heißt nicht professionell, nur
aus Interesse für junge Talente.“
Er klingelte nach dem Frühstück, an dem Schwarz
stets teilnehmen mußte. Während er kaute und niemals
vergaß, daß er da einen jungen, unerfahrenen Mann vor
lich habe, dessen Verschwiegenheit man sich schon der Frau
Selma wegen unter allen Umständen versichern müsse,
wiederholte er immer dasselbe: „..Die Presse, die
Presse, sie macht alles... Jeder junge Schriftsteller muß
sich die ersten Sporen in der Journalistik erwerben ... Die
Presse macht den Namen jedes Autors... Sie kämpft für
Sittlichkeit, für Recht und Freiheit ... Vertrauen Sie sich
mir an, ich werde etwas für Sie tun.“
Am anderen Tage bereits langte Oskar Schwarz halb
verschämt ein Manuskript hervor, das er dem vielvermögen⸗
den Journalisten überreichte. Es war seine „Tragödie“.
„Bitte lesen Sie das Stück, und sagen Sie mir Ihre offene
Meinung. Sie haben mir so viel Hoffnung gemacht und
find mir so freundlich entgegengekommen, daß mir Ihr
Urteil maßgebend sein soll.“ Das Herz klopfte ihm laut,
als er den Journalisten das Titelblatt lesen sah und seine
Augen dessen Mienenspiel verfolgten.
Doktor Joachimsthal grunzte ein paar unverständliche
Worte, lächelte dann überlegen und sagte endlich: „Hm,
hm, — eine Tragödie? Immer die alte Leier. Das ist der
Fehler aller jungen, angehenden Poeten, daß sie gleich zu
hoch hinauswollen. Mit Trauerspielen fangen Sie an,
tatt damit aufzuhören. Aber ich will mich der Mühe
unterziehen, Ihr Opus zu lesen, trotzdem ich schon vorher
weiß, daß es den Stempel der Unreife trägt. Tragödie,
Tragödie, — bedenken Sie, was in dem einen Worte liegt!
Die Welt der Titanen. Klein angefangen, lieber Herr
Schwarz.... Werden Sie Journalist, das ist das allein
Richtige. Na, — ich werde ja lesen... Bitte, seien Sie
recht fleißig, meine Frau muß ausgehen. Stecken Sie sich
eine Zigarre an, — so !“
Maxr reztzer, Die Verkommenen.
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