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ausführt, verstehen Sie? Herr Doktor Fisch, gehen Sie ir
Ihr Arbeitszimmer.“
Er machte eine Handbewegung. Dagobert, der jede
Gegenrede für zwecklos hielt, verschwand.
„Seien Sie fleißig, mein lieber Herr Schwarz, dann
werden Sie etwas erreichen.“ Der allbekannte Verleger
nickte Oskar freundlichst zu.
Nach Verlauf einiger Minuten saß Schwarz im Heilig⸗
tum Dagoberts diesem erwartungsvoll gegenüber. Auf den
jungen, unerfahrenen Poeten war der Wechsel seiner Si—⸗
tuation so plötzlich eingestürmt, daß er kaum Zeit fand,
gründlich über das Für und Wider desselben nachzudenken.
Nur das eine schwebte ihm verlockend vor Augen, daß man
die Absicht habe, ihm, dem bisher gänzlich unbekannten
Oskar Schwarz, den Weg zur Offentlichkeit zu bahnen.
O, wie hatte er sich doch in Herrn Werner Rentel getäuscht,
wenn er ihm bisher nie Verständnis für die besseren Er—
zeugnisse der Literatur zugetraut hatte! Er segnete im
stillen den glücklichen Zufall, der ihn gerade in dieses Haus
geführt hatte. Schwarz sah plötzlich die Welt im rosigsten
Lichte. Er hatte das Gefühl, als wäre heute der glücklichste
Tag seines Lebens, der ihn mit seinen wenigen Stunden
für alle bisher durchkosteten Bitternisse des Daseins hun⸗
dertfach entschädigte. Jetzt hatte sie ihm endlich jene Aus—
sicht erschlossen, nach der jeder junge, ehrgeizige Schrift⸗—
steller lechzt. Seine Phantasie machte bereits weite Sprünge.
Er blickte mit klarem Auge in die Zukunft, er fühlte, wie
eine nie empfundene Schaffenslust sich seiner bemächtigte,
die ihn das literarisch Unwürdige seiner neuen Beschäfti—
gung kaum empfinden ließ. Gewiß meinte es Herr Rentel
nur gut mit ihm, wenn er ihm eine Arbeit überkrug, bei der
er wenigstens denken mußte. Außerdem hatte man frei—
willig sein Monatsgehalt von fünfzehn auf zwanzig Taler
erhöht. Wie würde die Mutter sich freuen, wenn sie davon
erführe!
So geriet Schwarz auf eine Bahn, die geistige Krast
verlangte, ohne edle Zwecke dabei zu verfolgen, und nur